Diese überarbeitete Mitschrift von einer Vorlesung mit dem Titel "Das Dritte Reich" bezieht sich speziell auf die Hitzlers Machtergreifung und die Gleichschaltung im Führerstaat

Essay by leahsternzeit May 2003

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Vorlesung: Das Dritte Reich

I Forschungsaspekte

Zitat (Martin Broszat: Das Dritte Reich): Trotz des wachsenden zeitlichen Abstandes ist der Nationalsozialismus, zumal aus deutscher Perspektive, kein "normaler" Gegenstand der historischen Wissenschaft wie andere Epochen unserer neuern Geschichte.

1) Historikerstreit (80er Jahre)

- Forderung nach Normalisierung

Nolte: In der Faschismusforschung den Nationalsozialismus behandeln

- "Rot gleich Braun"

- Stalinistischer Klassenmord ist dem Rassenmord im Sinne der Geistesgeschichte vorrausgegangen = NS knüpft an

Gegenargument: Der Holocaust ist einzigartig und einmalig

2) Legitimität der NS- Forschung in den 80er Jahren ( Gesellschaftliche Gründe)

Hauptargumente Broszat:

- Geschichtsforschung diente der Legitimation in der frühen BRD und der frühen DDR.

- Legitimationsbedürfnisse sind nicht negativ, sondern können zur demokratischen Identitätsfindung beitragen.

- Legitimationsbedürfnisse sind unvermeidlich, da für ältere Menschen die NS-Zeit noch unmittelbare Wirklichkeit ist.

- In den 60er Jahren hat das Thema eine Verwissenschaftlichung erfahren

- Gegenstand der internationalen Forschung

= Destruiert ( zerstört) die Vorstellung, dass es zeitgeschichtliche Forschung geben

kann, die frei ist von politischen oder gesellschaftlichen Einflüssen

= es gibt keine wertfreie Forschung

heute Abschied von der Zeitgenossenschaft ( Epoche der Mitlebenden)

- Täter und Opfer sterben aus

* Bei Historikern der Zeitgenossenschaft des Dritten Reiches tauchten außerdem starke

Konflikte aufgrund der unterschiedlichen persönlichen Erfahrungen auf.

( Bsp.: Hermann

Langbein ( Kommunist in Auschwitz) und Werner Best ( SS-Koordinator)

* Zur ersten Generation der empirischen Geschichtsforschung gehören Mommsen und Nolte

(geboren in den 30er Jahren)

- Trotzdem ist Forschung immer beeinflusst von politischen und gesellschaftlichen Aspekten

Es gibt keine wertfreie Forschung

II Die Machtregreifung

"Die Installierung Hitlers und die Gleichschaltung der Gesellschaft"

1) Aspekt Weimarer Republik

*Die Weimarer Republik war von Anfang an stark belastet

- Inflation ( Folge der Wirtschaftspolitik während des Krieges und Reparationspflichten, sowie passiver Wiederstand im Ruhrgebiet)

- Versailler Vertrag

- Wirtschaftskrise ( Arbeitslosigkeit als Folge)

- Instabile Regierungen aufgrund des uneingeschränkten Vielparteiensystems ("Verfassungsfehler")

- Zerstörtes Selbstbewusstsein des Deutschen Volkes

- Unruhe im Volk, da politische Vereinigungen Freikorps nach sich zogen ( Reste der Armee des 1. Weltkrieges, aufgrund des Vertrags von Versailles durften sie nicht in die Reichsarmee eingegliedert werden- Arbeitslose Soldaten sammelten sich in Freikorps) . Sie trugen politische Kämpfe gewalttätig auf der Straße aus.

- antidemokratisches Denken von links und rechts : a) Antidemokratischer Literatur b)Hunger nach sozialer Integration

2) Die NSDAP ( Innere Gründe für ihre Wahlerfolge)

- NSDAP war "Catch-them-all-Partei": Sie sprach jede soziale Schicht an.

- Antidemokratisches Denken durch antidemokratischer Literatur und dem Hunger nach sozialer Integration

- Verneinung der bestehenden Verhältnisse führten zur NSDAP: Sie strebten nach Veränderungen wahren aber nicht marxistisch und erfüllten gleichzeitig das Verlangen nach einer kraftvollen politischen Führung

- NSDAP konnte sich stark von den alten konservativen Parteien absetzen

- Sie war hochmotiviert

- Faszination von der Person Hitlers

3) Der erste Versuch: Hitlerputsch von 1923

a)Vorgeschichte

- Gründung der DAP 1919 in München. Eintritt Hitlers erfolgte 1919 als Siebtes Parteimitglied aber , denn die Partei hatte noch einen Logencharakter

- Gründung der NSDAP 1920, Schwesterpartei DSP zerfiel oder ging in ihr über

- 1921 übernahm Hitler ihren Vorsitz

- Ab 1919 wurde München zum Sammelbecken rechtsextremistischer Gruppen

Die Republik war im konservativen Bayern auch aufgrund der Verluste von Sonderrechten unbeliebt und der Wirren der linken Revolution von 1919

- Besonders erfolgreich war die NSDAP

b)Konflikt zwischen Bayern und der Reichsregierung

- 1923 herrschte in Bayern fieberhafte Erregung aufgrund des Einzugs der Franzosen in das Ruhrgebiet. Als Regierungschef Stresemann den passiven Wiederstand im Ruhrgebiet im September aufgab, sprach die politische Rechte in Bayern von feiger Kapitulation und rief zum Kampf gegen die Ruhrverräter auf

- Als Reaktion erklärte die bayrische Regierung den Ausnahmezustand und machte von Kahr zum Generalstaatskommissar mit diktatorischen Vollmächten.

- Die Reichsregierung empfand die Einsetzung des konservativen von Kahr als brüskierend und rief ihrerseits den Ausnahmezustand aus.

- Die vollziehende Gewalt lag nun faktisch beim Chef der Heeresleitung von Seeckt.

- Der Konflikt eskalierte als die Reichsregierung den Völkischen Beobachter (NSDAP) verbat und der zuständige Leiter der 7. Reichswehrdivision sich weigert das Verbot durchzusetzen. Er wurde entlassen und die bayrische Regierung wertete den Vorfall als Einmischung in ihre Innerstaatlichen Angelegenheiten und verteidigte die 7. Division und ihren Leiter: ein offener Bruch der Verfassung.

c)Der Putschversuch und seine Folgen

- Seeckt selbst trug sich mit diktatorischen Gedanken und wollte verhindern, dass ihm die Bayern zuvorkommen und verfasste ein Schreiben an Kahr, Lossow und Seißer

(Polizeichef): Sie gaben den geplanten Putschversuch auf.

- Hitler jedoch weigerte sich und rief zur nationalen Revolution auf, während er L.S.K.

zwang sich ihm anzuschleißen

- Sein Marsch nach Berlin ( Anlehnung an Mussolinis Marsch auf Rom) sollte den Umsturz vollenden

- Noch in der selben Nacht ( zum 9. November) ordneten L.K.S. den Niederschlag der Revolution an. Die Polizei stoppte Demonstrationszug der NSDAP, womit sie die Bevölkerung ,mitreißen wollten, mit Gewalt (16 Tote).

- Das Landesgericht Bayern verurteilte Hitler aufgrund seiner Verteidigungsrede zu nur 5 Jahren Haft, von denen er 9 Monate absaß.

- Während dieser Haft schrieb er sein Buch "Mein Kampf"

- Nach der Entlassung änderte er nicht sein Ziel sondern nur seine Taktik: Er wollte auf "legalem Wege" die Regierung stürzen.

4)Die Machtübertragung/ "Machtergreifung"

Martin Boszat: "Die Krisengeschichte der Weimarer Republik und die Erfolgsgeschichte der NSDAP verhalten sich komplementär."

- Keine aktive Machtergreifung, sondern (aufgrund der politischen Situation), von den Eliten übertragene Machtübernahme

a) Überblick

- Der Hitlerputsch 1923 war trotz der starken Krise gescheitert.

- 1928 bekam die NSDAP nur 2,6 Prozent de Stimmen

- Der Erfolg kommt erst 1929 mit dem Einsetzen der Weltwirtschaftskrise

- 1930 ist sie zweitstärkste Partei (Höhepunkt der Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise auf Deutschland)

- März 1933- Einzug der NSDAP in den Reichstag mit einer knappen Mehrheit zusammen mit der DNVP

b)Die Koalition

- Die konservativen Rechten besaßen im November 1932 scheinbar das eindeutige Übergewicht im Reichstag

- Neben Hitler (Reichskanzler) nur zwei weitere Ämter

Das Kabinett Hitlers

Günther Gereke (Ostsiedlungskomissar)

Johan Ludwig Graf Schwerin von Krosigk ( Reichfinanzminister)

Wilhelm Frick (NSDAP) (Reichinnenminister)

Werner von Bloomberg (Reichswehrminister)

Alfred Hugenberg ( Reichswirtschafts- und Ernährungsminister)

Hermann Göring (NSDAP) (Reichminister ohne Geschäftsbereich)

Adolf Hitler (Reichskanzler)

Franz von Papen (Vizekanzler)

- Nach den Wahlen erfolgten Verhandlungen mit den alten Rechten (DNVP)

- Die Rechten verfolgten ein "Zähmungskonzept": Man glaubte man könne Hitler als Kanzler kontrollieren.

- Die Rechten verfolgten selbst das Ziel die Republik außer Kraft zu setzen aber nicht unter Hitlers Führung. Die alten Rechten wollten den neuen Staat in der alten Tradition errichten. Von Papen: "Wir drängen Hitler in die Ecke bis er quietscht."

- Hitler war von den rechten Verbündeten gewollt, im Kampf gegen die Demokraten und Marxisten

c)Neuwahlen.

- Kurz darauf forderte Hitler Neuwahlen ( entgegen der Koalitionsabmachung)

- Hugenberg (DNVP) war dagegen, denn da die Koalition faktisch eine eindeutige

Mehrheit (42% plus Zentrum) im Parlament hatte bestand kein Grund für

Neuwahlen. Außerdem fürchtete er die Wahlen könnten schlechter für die DNVP

ausfallen

- Hitler setzte sich durch denn die DNVP wollte die Regierungsbildung nicht

gefährden

- Zwei Tage nach Ernennung Hitlers zum Reichskanzler ( 2.Feb. 33) wurde der

Reichstag aufgelöst

d)Wahlkampf und politische Gleichschaltung

- Die Wochen bis zu den Neuwahlen am 5. März 1933 waren geprägt von Wahlkampf gekoppelt mit politischen Terror

- Staatlich gedeckter Terror (politische Säuberung)in erster Linie gegen Sozialdemokraten und Kommunisten

- Die NSDAP "besaß" das Innenministerium im Reich und in Preußen und somit

die Polizeigewalt

- Göring ließ eine Hilfspolizei von 50000 Mann aufstellen, darunter 40000 SA- und

SS- Männer um politische Konkurrenten auszuschalten

- Am 17 Februar erfolgte der "Schießbefehl" (Göring) " fleißiger Gebrauch der

Waffe"

- Insgesamt 69 politische Morde

- durch die Notverordnung (Artikel 48) behinderte die NSDAP die anderen Parteien im Wahlkampf durch die Einschränkung der Pressefreiheit

- Die Anpassung des Beamtentums war ein weiterer Schritt der politischen "Säuberung": Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7.April 1933. Dies betraf jeden der nicht "arischer Abstammung" war, oder der Anlass zu Bedenken darüber gab ob er " jederzeit und rückhaltlos für den nationalen Staat" eintreten werde

5) Sicherung der Macht

a)Die Reichstagsbrandverordnung

- Der Reichstagsbrand vom 27. Februar verhalf Hitler zu einem weiteren Schritt in der Sicherung seiner Macht

- Die Frage nach der tatsächlichen Täterschaft ist in diesem Zusammenhang

unwesentlich

- Es gelang Hitler den Reichstagsbrand zu instrumentalisieren und deutete ihn als

marxistischen Umsturzversuch

- Der Reichstagsbrand hatte die Bevölkerung zu tiefst erschüttert

- Einen Tag nach dem Brand erließ Reichspräsident Hindenburg, von Hitler

beeinflusst, die Reichtagsbrandverordnung, also die"Verordnung zum Schutz von

Volk und Staat": Damit waren

praktisch die politischen Grundrechte der Weimarer Verfassung außer Kraft

gesetzt. Die Verordnung wurde durch das Heimtückegesetz ergänzt.

- Im Prinzip war damit der permanente Ausnahmezustand erklärt. Somit erhielt der politische Terror den "Schein des Legalen"

- Im Umfeld des offenen Terrors gegen die KPD, die SPD und wo nun auch das Zentrum unter Druck geriet, erlangte die NSDAP nur 43,9 % der Stimmen und somit die Koalition nur 51,9.

- Die Begeisterung ließ allgemein nach, nur in Bayern und Würtenberg stiegen die Wählerzahlen an

- Die Wahlen vom 5.März waren die letzen "halbfreien" Wahlen

- Faschisierung des öffentlichen Lebens: Es herrschte eine große Bereitschaft zur Selbstanpassung der Gesellschaft

- Bsp.: Hitlergruß wird für die Beamtenschaft eingeführt.

- Das Volk ( besonders die jungen Menschen) nimmt diese Geste rasend schnell an

b)Das Ermächtigungsgesetz

- Ziel: Das Parlament und die verfassungsmäßigen Kontrollorgane entgültig auszuschalten

- Das am 23. März vorgelegte Gesetz bedurfte die Zustimmung einer Zweidrittelmehrheit im Reichstag

- Es sah vor der Regierung vier Jahre lang das Recht einzuräumen, Gesetze ohne das Mitwirken des Reichstages und des Reichsrates zu erlassen

- Die DNVP, die bürgerlichen Mittelparteien und Das Zentrum stimmten aufgrund folgender Punkte zu

# Sie empfanden den Vorgang als unvermeidlichen Gang der Dinge

# Nicht durch Ablehnung und Verweigerung sondern durch Zustimmung und Mitarbeit

Einfluss auf die Regierung nehmen und so schlimmeres verhindern

# Das Vertrauen auf Rechtssicherheit

# Durch Anpassung den eigenen Parteiapparat retten und Mitglieder ,Funktionäre und

Führer schützen

#Propagandaschachzug: Während eines feierlich inszenierten Festakt in der Potsdamer

Garnisonskirche erwies Hitler zwei Tage zuvor dem Reichspräsidenten Hindenburg ( eine

Symbolfigur für die meisten Deutschen) die Referenz: Versöhnung des alten Preußens

mit der jungen "Bewegung"

> Von Göbels bewusst als "Rührkomödie" geplant um die konservativen Partner in

Sicherheit zu wiegen

- Die SPD stimmte dagegen

- Die KPD war verboten worden und somit aus dem Reichstag ausgeschlossen worden.

- Hitler war schon längst nicht mehr das Ross der konservativen Herrenreiter. Inzwischen waren die Rollen vertauscht ohne ,dass dies im etablierten Doppelstaat ohne weiteres erkennbar geworden wäre