Hans Boesch - Der Bann

Essay by PaperNerd ContributorUniversity, Master's August 2001

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Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung Seite 2 2. Buchzusammenfassung Seite 3 3. Themenanalyse Seite 4 3.1. Die geometrische Figur "žDreieck" Seite 4 3.1.1. Bedeutung des Dreiecks für den Roman Seite 4 3.1.2. Symbolische (Be-)Deutung des Dreiecks Seite 5 3.2. Ein Vergleich zwischen der Hauptperson Simon Mittler und dem Autoren Hans Boesch Seite 5 4. Schlusswort Seite 8 5. Bibliographie Seite 9 5.1. Primärliteratur Seite 9 5.2. Sekundärliteratur Seite 9 1. Einleitung Der eigentliche Beweggrund für die Wahl meines Buches war der Beruf des Autoren Hans Boesch, denn er ist nicht nur Schriftsteller, sondern auch Bauingenieur: er übte den Beruf aus, den auch ich später ausüben möchte. Aufmerksam auf Hans Boesch wurde ich durch den Titel seines zuletzt veröffentlichten Romans "žDer Kreis". Er machte mich neugierig, ich wollte wissen was das für ein Kreis ist und wer seinen Roman mit einem so banalen Titel benennt.

Ort des Geschehens sind die Bündner Berge, meiner Meinung nach, der schönste Teil der Schweiz "“ und es ist aktuell, es spielt in den Neunzigerjahren, kurz vor der Jahrhundertwende.

Ich war entschlossen dieses Buch genauer unter die Lupe nehmen zu wollen, doch die Enttäuschung folgte in der Buchhandlung: vergriffen! Also entschied ich mich für den zweiten Band der Simon-Mittler-Trilogie: "žDer Bann" "“ ebenfalls von Hans Boesch.

Mit der Erarbeitung dieser Lektüre möchte ich herausfinden, ob und wenn ja, welche Gemeinsamkeiten zwischen dem Autoren und der Hauptperson Simon Mittler bestehen und inwiefern die berufliche Tätigkeit des Autoren als Ingenieur seinen Roman beeinflusst hat. Weiter soll die geometrische Figur Dreieck genauer analysiert werden.

2. Buchzusammenfassung Der Bann ist der zweite Band der Simon Mittler Trilogie von Hans Boesch. Die Geschehnisse ereignen sich in den Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts in Zürich "“ während der 68er Unruhen.

Simon Mittler und Aurora Bickel begegnen einander zum ersten Mal als der Geometer Simon am See etwas vermessen muss und Aurora nach einer Überquerung des Zürichsees aus dem Wasser steigt. Sie kommen ins Gespräch. Er redet von seinen Dreiecken, doch die selbstbewusste, intelligente Aurora verhält sich ganz anders als er es erwartet hatte, überlistet ihn und bringt ihn völlig aus dem Konzept. Schliesslich stellt sich heraus, dass Aurora die Tochter des Chefingenieurs Bickel ist "“ Simons oberster Chef. Zufällig treffen sich Aurora und Simon wieder an der Ausstellung des Holzschneiders Burren im Atelierhaus, einem grossen, zerfallenen, von Malern und anderen Künstlern bewohntes Haus. Burren, der gerade mit Aurora in ein Gespräch vertieft ist, ist überrascht und auch etwas eifersüchtig, dass sich Aurora und Simon bereits kennen. Burrens guter Freund Simon wird zum Konkurrenten im Kampf um Aurora.

Der Holzschneider könnte für einen Autohändler zweihundert Abzüge der "žHeiligen Drei Könige" (einer der drei Könige trägt ein Auto) machen, die er als Weihnachtsgeschenk seinen Kunden versenden will. Ausgerechnet Burren, der Angst hat vor der Entfremdung des Menschen von der Erde.

Auf den Strassen sind Demonstrationen im Gange, weshalb es weder mit dem Auto noch mit öffentlichen Verkehrsmitteln möglich ist durch die Stadt zu kommen. Simon will Aurora deshalb mit dem Fahrrad zum Bahnhof bringen. Unterwegs bricht Simon jedoch zusammen. Aurora bringt ihn nach Hause und pflegt ihn als Ärztin gesund.

Während Simon krank im Bett liegt, findet sein "žFreund" Burren keine Zeit ihn zu besuchen, versucht jedoch Aurora seine Angst vor der immer schneller grösser werdenden Entfernung zwischen Mensch und Boden eindrücklich zu erklären, indem er den zwei Kilometer langen Weg bis zum Bahnhof zu einem Zeitstrahl umfunktioniert. Er stellt ihr die Fortschrittsgeschichte des Menschen dar, dadurch dass er zuerst als Affe auf allen Vieren läuft, sich immer mehr aufrichtet und schliesslich immer höher auf das Bahnhofgebäude steigt um zu zeigen wie gross die Distanz zwischen Mensch und Erde ist, bis er glücklicherweise vom Bauführer herunter geholt wird. Burren verkörpert in Hans Boeschs Roman "žDer Bann" ein wenig die Denkweise des Autoren selber, der sich jedoch nicht so radikal und masslos in etwas hineinsteigert.

Schliesslich wird er beim Versuch ein ihm entgegenkommendes Auto (das Auto steht symbolisch für den Fortschritt, für die immer grösser werdende Entfernung des Menschen von der Erde) aufzuhalten/ zu bannen verletzt und erliegt schliesslich im Spital seinen Verletzungen.

3. Themenanalyse 3.1. Die geometrische Figur Dreieck In Hans Boeschs Romantrilogie spielen geometrische Figuren eine grosse Rolle. Jedem der drei Bücher liegt eine andere geometrische Figur zugrunde: Im ersten Band "žDer Sog" ist es das Quadrat als Zeichen der Vollkommenheit, im zweiten Band "žDer Bann" das Dreieck, das ich in diesem Kapitel näher untersuchen möchte und im dritten Band "žDer Kreis" ist es, wie es der Titel schon sagt, das Zeichen der ewigen Wiederkehr: der Kreis.

Diese geometrische Zeichensprache ist typisch für den Ingenieur Hans Boesch, denn er arbeitete bis zu seiner Pensionierung 1989 als Stadt- und Verkehrsplaner.

3.1.1. Bedeutung des Dreiecks für den Roman Die Hauptfigur des Romans, der Geometer Simon Mittler, dessen berufliche Tätigkeit es ist, die Welt mittels Triangulation zu erfassen, sie also mit einem Netz riesiger, unsichtbarer Dreiecke zu versehen, wird von seinen Freunden liebevoll "žDreieck", "žGraf Drei" oder "žDrei von Hohendreieck" genannt.

Er selbst sieht sich als den dreieckigen Schnabel eines Huhns der Körnchen aufpickt und gleich wieder fallen lässt. Er fasst die Körnchen, die für die Eckpunkte der Dreiecke stehen, nur, um sie auf die Landkarte zu übertragen.

In seinem Leben dreht sich alles um Dreiecke, denn "žalles, was wir erfassen, erfassen wir im Dreieck. Linkes Auge, rechtes Auge und der Punkt, den wir sehen [...]. Linkes Ohr, rechtes Ohr und den Ton, den wir hören: ein Dreieck auch hier." Selbst Mann und Frau deutet er als Dreiecke. Das Dreieck mit der Spitze nach oben steht für den Mann, jenes mit der Spitze nach unten für die Frau.

Die beiden Dreiecke gegengleich übereinander gelegt bilden einen sechszackigen Stern, den Davidstern, er kann als Symbol der Vereinigung aller Gegensätze zu einem Ganzen ausgelegt werden "“ der Vereinigung der Liebenden Aurora und Simon.

Selbst der Buchstabe A sieht einem Dreieck ähnlich. Auroras vier Vornamen AURORA AMANDA LAURA LAU bestehen aus lauter A, Aurora spielt eine grosse Rolle in Simons Leben.

3.1.2. Symbolische (Be-)Deutung des Dreiecks Das Dreieck mit der Spitze nach oben r steht für den Mann (siehe Kapitel 3.1.1.), es steht für das männliche Aktive, für die Männlichkeit, für Lebenskraft "“ für das nach oben lodernde Feuer.

Das Dreieck mit der Spitze nach unten s steht für die Frau, für das weibliche Kreative, für die Weiblichkeit "“ für den nach unten fallenden Wassertropfen.

Vereinigt man die beiden Dreiecke so ergibt sich, wie in Kapitel 3.1.1. bereits erwähnt, ein sechszackiger Davidstern oder es entsteht ein Viereck, genauer gesagt ein Rhombus.

Auch die Zahl Drei ist im Dreieck enthalten, sie kann unterschiedlich interpretiert werden: § Dreifaltigkeit Gottes: Vater, Sohn und Heiliger Geist § Geburt, Leben und Tod § Die drei Zustände des Mondes: Vollmond, abnehmend und zunehmend (im vierten Zustand (Neumond) ist der Mond nicht sichtbar) § Kleinste Gemeinschaft: Mutter, Vater und Kind (das Dreieck bildet wie die Gemeinschaft eine Einheit) 3.2. Ein Vergleich zwischen der Hauptperson Simon Mittler und dem Autoren Hans Boesch Der Autor Hans Boesch und die Hauptperson der Romantrilogie Simon Mittler haben einige Gemeinsamkeiten. Ich möchte nicht behaupten, dass Simon exakt die gleiche Person ist wie Hans Boesch, doch sagte Hans Boesch einmal "žIch kann nur über Orte schreiben, die ich selbst gesehen habe" , als er auf die geographische Fassbarkeit seiner Romane angesprochen wurde. Ähnlich wird es wahrscheinlich mit den Personen in seinen Romanen sein, sie sind nicht frei erfunden, sondern tragen Eigenschaften in sich, die der Autor von sich selber, von Freunden oder Bekannten kennt.

Simon Mittler und Hans Boesch sind in der gleichen Zeit geboren, denn die Entwicklungsgeschichte von Simon Mittler, beginnt mit dem ersten Roman der Trilogie "žDer Sog" in den Dreissigerjahren in der Ostschweiz, wo Hans Boesch 1926 zur Welt kam. Der Autor, wie auch die Hauptperson wuchsen in einer ländlichen Gegend auf, brachen dann für das Ingenieurstudium in die Stadt auf und arbeiteten als Ingenieur an Grossprojekten. Simon Mittler, wie auch Hans Boesch teilen den heutigen Fortschrittsglauben nicht wirklich, so spricht sich Hans Boesch für "žLangsamkeit" einer Stadt aus, was auf den ersten Blick alles andere als fortschrittlich ist und Simon Mittler arbeitet nicht mehr an Grossprojekten als Ingenieur, sondern er misst "žnur noch aus, das ist alles." Simons Freundeskreis besteht aus Malern, Bildhauern und anderen Künstlern, was für einen Ingenieur meiner Meinung nach nicht selbstverständlich ist. Doch das Denken Simon Mittlers und Hans Boeschs ist durch den technischen Beruf geprägt.

Auch dass Boesch an Tuberkulose erkrankte, sickert im Roman "žDer Bann" durch, Simon Mittler liegt längere Zeit mit hohem Fieber im Bett. Dass sich der Roman in Zürich und am Zürichsee abspielt, ist wohl auch kein Zufall, wie es auch kein Zufall sein kann, dass der dritte Band der Trilogie in den Bündner Bergen spielt, denn Hans Boesch wohnt heute teils in Stäfa ZH und in Latsch GR.

Nicht nur die Hauptperson Simon Mittler, sonders im besonderen auch der Holzschneider Burren geben im Roman "žDer Bann" ein Stück von Hans Boeschs Denkweise wider, allerdings ist er als Ingenieur realistisch und rational geblieben und steigert sich nicht in etwas hinein, was nicht zu vermeiden oder zu bewältigen ist "“ und doch setzt er sich für auf den ersten Blick ungewöhnliche Dinge ein.

Dem Roman liegen einige sofort ins Auge stechende autobiographische Elemente aus dem Leben von Hans Boesch zugrunde. Sicher gäbe es noch viele weiter, doch dafür fehlen mir detailliertere Informationen über Hans Boeschs Leben.

In seinem Buch ist es klar ersichtlich, dass er neben der Tätigkeit als Schriftsteller auch dem Beruf des Ingenieurs und Verkehrsplaners nachging, denn er beschreibt die Orte des Geschehens genau und real, geographisch korrekt. Auch die Tätigkeiten und Arbeitswerkzeuge eines Geometers sind exakt beschrieben "“ das Buch kann also nicht von jemandem geschrieben sein, der sich weder für Technik interessiert, noch von dieser Materie etwas versteht. So ist es auch kein Zufall, dass geometrische Figuren in Hans Boeschs Romantrilogie eine wichtige Rolle einnehmen. Trotzdem gibt es für ihn keine Berührungsängste zwischen der Literatur und der Technik. In seinen Romanen beschreibt und überbrückt er dieses Spannungsverhältnis zwischen Kunst und Technik sehr anschaulich.

Hans Boesch ist es gelungen zwei für mich als Gegensätze erscheinende Dinge, nämlich Literatur und Technik, zu vereinen, ohne das eine dem anderen vorzuziehen oder mehr zu bewerten.

4. Schlusswort Die Erarbeitung dieser Lektüre hat mir persönlich ganz sicher etwas gebracht: die Freude am Lesen ist wieder zurückgekehrt. Es hat mein Bild bzw. meine Vorstellung von einem "žSchriftsteller" verändert, ich habe festgestellt, dass es auch Romanautoren gibt, die interessiert sind an der Technik und dass man beides unter einen Hut bringen kann: Technik und Literatur.

Hans Boesch ist ein interessanter Autor, obwohl er keinen hohen Bekanntheitsgrad hat und ich bin geradezu neugierig auf das, was seine anderen Werke noch zu bieten haben.

Schwierig war, ein Thema auf ein paar Seiten zu erarbeiten und so zu formulieren, dass daraus hervorgeht, was ich wirklich sagen möchte. Etwas, was ich immer wieder bemerkte beim Lesen und Schreiben, war das Abschweifen auf mein "žWunschbuch" "žDer Kreis", trotzdem denke ich, dass ich auch aus "žDer Bann" herauslesen konnte, was für meine Analyse relevant war.

5. Bibliographie 5.1. Primärliteratur § Boesch, Hans: Der Bann, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2000 5.2. Sekundärliteratur § Guetg, Marco: Die Juwelen eines verkannten Literaten. In: Sonntagszeitung, 22.2.1998; http://www.sonntagszeitung.ch/1998/sz08/168111.htm § Mazenauer, Beat: Stadt der Fussgänger. In: Neue Zürcher Zeitung, 4.5.2001; http://db.nextroom.at/tx/9486.html § Graf, Ruedi: Bösch [Boesch], Hans. 7.3.2001; http://www.snl.ch/dhs/externe/protect/textes/D11578.html Hiermit bestätige ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig und nur mit Hilfe der angegebenen Quellen verfasst habe.

Ebikon, im Dezember 2001 Andrea Bucher