Cultural Studies vs. Kritische Theorie: Populärkultur vs. Massenkultur

Essay by cakani January 2003

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Cultural Studies vs. Kritische Theorie:

Populärkultur vs. Massenkultur

Cultural Studies (CS) haben auf dem Gelände der deutschen Kultur- und Geisteswissenschaften für Aufregung gesorgt. Gerade unter den jungen WissenschaftlerInnen schien dieser Ansatz Raum zum Atmen innerhalb der stagnierenden deutschen Theorieentwicklung zu geben. Und das nicht zuletzt aus dem Grunde, weil CS die Befassung mit populärer Kultur in Aussicht stellen, sich also mit ihren Forschungsinteressen nah an die Alltagsästhetik heranwagten, ohne allerdings den Anspruch komplexer gesellschaftstheoretischer Reflexion aufzugeben.

Dass die CS wie der gesamte Poststrukturalismus in den siebziger und achtziger Jahren einen großen Bogen um die deutschen Universitäten machten, ist nicht zuletzt deren Kleinstaaterei in hermeneutisch-philologischen, philosophischen und sozialwissenschaftlichen Zirkeln und Ordinarien-Fürstentümern zu verdanken. Dies wiederum führte zur Atomisierung und Enthistorisierung des Kulturbegriffs, mit dem Resultat, dass Kultur hierzulande als etwas elitäres, alltags- und gesellschaftsfernes galt, von Intellektuellen produziert und von den oberen Schichten in ihrer Freizeit goutiert.

Ganz sicher aber ist die Dominanz der Kritischen Theorie an den bundesdeutschen Universitäten in den siebziger und achtziger Jahren für den Erfolg der CS bei den akademischen Nachwuchskräften in den neunziger Jahren verantwortlich zu machen.

CS waren Anlass und Hintergrund für eine Art nachgeholter Revolte gegen die 68er und gegen einen flächendeckenden "Adornismus" (der manchmal nur erschreckend wenig mit Adornos Philosophie zu tun hatte). Der Kulturpessimismus und die Berührungsängste der Negativen Dialektiker aus Frankfurt gegenüber der Populärkultur und deren Konsumenten machte den Blick nach Großbritannien zur großen erkenntnistheoretischen Versuchung, denn dort fragte man sich, was die Mods von den Teds unterscheidet und was Punk mit avancierter Zeichentheorie zu tun hat.

Fühlten sich Adornos Adepten in der Kunst- und Kulturwissenschaft mit ihrer tendenziellen Verachtung von Populärkultur als austauschbarer "Massenkultur" und leicht zu durchschauendem Massenbetrug an einer vorgeblich bewusstlosen Bevölkerungsmasse auch noch bis in die achtziger Jahre bestätigt, fragten die britischen CS bereits in den...