Klaus Mann: "ÃÂMephisto "àRoman einer Karriere" 1. Entstehungsgeschichte 1.1 Der Autor Klaus Heinrich Thomas Mann wurde am 18. November 1906 als ÃÂältester Sohn von Thomas und Katja Mann geboren. Seine Geschwister waren Erika, Golo, Monika, Elisabeth und Michael, die alle spÃÂäter literarisch tÃÂätig wurden. Um den Werdegang Klaus Manns besser verstehen zu kÃÂönnen ist es wichtig sich deutlich zu machen, dass sowohl sein Vater als auch sein Onkel bedeutende und erfolgreiche Schriftsteller ihrer Zeit waren. Dies sollte noch einen groÃÂÃÂen Einfluss auf sein spÃÂäteres Leben haben. Zuerst verlebte Klaus Mann allerdings eine recht glÃÂückliche Kindheit, die von vielfachen Orts - und vor allem Schulwechseln geprÃÂägt war. Sein Potential wurde allerdings bereits frÃÂüh erkannt: So ÃÂäuÃÂÃÂerte sich 1922 Paul Geheeb, Leiter des Internats SchloÃÂàSalem in einen Brief an Katja Mann: "ÃÂBei ihrem Sohn handelt es sich um einen ungewÃÂöhnlich begabten und fein veranlagten Jungen, von dem aber keineswegs sicher steht, wohin seine Begabung ihn fÃÂühren wird."
Nach dem 1. Weltkrieg war Klaus Mann kurze Zeit als Journalist tÃÂätig, gab diese Stellung jedoch bald auf und schrieb das BÃÂühnenwerk "ÃÂAnja und Esther". Es wurde 1925 uraufgefÃÂührt und zwar in der Besetzung Klaus Mann; Pamela Wedekind, Tochter von Frank Wedekind und seine Verlobte; seine Schwester Erika Mann und deren Mann Gustaf GrÃÂündgens. Die Heirat seiner Schwester Erika mit Gustaf GrÃÂündgens war fÃÂür Klaus Mann der Beginn einer langjÃÂährigen Freundschaft zu ihm, die bis zu Scheidung Gustaf GrÃÂündgens und Erika Manns hielt. Als die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kamen war Klaus Mann einer der ersten deutschen Schriftsteller, die emigrierten. Sein Weg fÃÂührte ihn zunÃÂächst nach Paris, dann durch andere europÃÂäische GroÃÂÃÂstÃÂädte. Die meiste Zeit allerdings verbrachte er in Amsterdam, wo er die Exil "àZeitschrift "ÃÂDie Sammlung" herausbrachte. AuÃÂÃÂerdem blieb er die ganze Zeit ÃÂüber schriftstellerisch tÃÂätig. So entstand zum Beispiel 1936 sein wohl bekanntestes und bestes Werk: "ÃÂMephisto "àRoman einer Karriere". Im September 1938 ÃÂübersiedelte Klaus Mann dann in die USA und gab erneut eine Exil "àZeitschrift heraus, die er "ÃÂDecision" nannte, heraus. 1942 trat Klaus Mann der US Army bei und beteiligte sich an KÃÂämpfen in Afrika und Italien. 1945 wurde er im Auftrag einer Armeezeitung nach Deutschland und ÃÂÃÂsterreich zurÃÂückgeschickt und blieb nach Kriegsende dort, um beim Wiederaufbau zu helfen. Allerdings hatte er damit nicht viel Erfolg, deshalb entschied er sich nun doch Deutschland zu verlassen, wollte jedoch weiterhin "ÃÂliterarisch" auf es einwirken. 1948 ÃÂüberkam Klaus Mann "àwie schon ÃÂöfter -eine Lebenskrise, deshalb versuchte er am 11. Juli sich selbst umzubringen, was jedoch misslang. Sein nÃÂächster Versuch jedoch misslang nicht. Klaus Mann starb am 21. Juni 1949 in Cannes, Frankreich an einer ÃÂÃÂberdosis Schlaftabletten.
1.2 Der Roman "ÃÂMephisto "ÃÂ Roman einer Karriere" wurde von Klaus Mann 1936 im Exil geschrieben. Seine Anregung dazu erhielt von Hermann Kesten (geb. 1900) einem Romancier, Essayisten, Biographen und Lyriker, der bis zu seiner Emigration 1933 nach Amsterdam Herausgeber und Leiter des Kiepenheuer Verlags war.
In einem Brief vom 15. November 1935 an Klaus Mann schreibt Kesten : "ÃÂ[...] Um es kurz zu machen, meine ich, Sie sollten den Roman eines homosexuellen Karrieristen im dritten Reich schreiben, und zwar schwebte mir die Figur des von Ihnen kÃÂünstlerisch [...] schon bedachten Herrn Staatstheaterintendanten GrÃÂündgens vor. [...] Keine politischen Darstellungen. Gesellschaftssatire. Satire auf gewisse homosexuelle Figuren. Satire auf den Streber, auf "àvielleicht "àviele Arten Streber. Im Ganzen: der Hauptstadt erzÃÂählt, wie man Intendant wird." Klaus Mann aber war selbst homosexuell und es erregte ihn ohnehin, dass es bei den deutschen Schriftstellern im Exil durchaus ÃÂüblich war, Faschismus und HomosexualitÃÂät in einen Topf zu werfen, um gÃÂängige Vorurteile polemisch gegen die Nazis zu nutzen. Deshalb zÃÂögerte Klaus Mann, da er keine "ÃÂSatire auf gewisse homosexuelle Figuren", wie Kesten es vorgeschlagen hatte, schreiben wollte. Als Alternative unterbreitete er den Vorschlag einen Kleist-Roman zu schreiben, doch der Verlag reagierte mit Skepsis. Das von Kesten eingebrachte Motiv eines Romans hingegen fand im Verlag groÃÂÃÂe UnterstÃÂützung, da es einen guten Zeitroman um einen "ÃÂKarrieristen" geben wÃÂürde. Mann entschloss sich, das Buch doch ÃÂüber GrÃÂündgens zu schreiben und entschied sich fÃÂür den Namen Hendrik HÃÂöfgen, da das Wort HÃÂöfgen "ÃÂHÃÂöfling" beinhaltet und er somit als Schauspieler und Hofnarr dargestellt werden sollte. So 1936 entstand der Roman in seiner heutigen Form und wurde noch im selben Jahr verÃÂöffentlicht.
2. "ÃÂMephisto "àRoman einer Karriere" 2.1 Handlung Hendrik HÃÂöfgen ist ein Provinzschauspieler am Hamburger Theater in den 20er Jahren wÃÂährend der Weimarer Republik. Er ist der Star des Ensembles, fÃÂührt selbst Regie in vielen StÃÂücken und genieÃÂÃÂt beinahe Narrenfreiheit. Trotz seiner gelegentlichen hysterischen AnfÃÂälle schafft er es durch sein "aasiges LÃÂächeln" und durch seinen Ehrgeiz etwas Besseres zu sein als nur ein Provinzschauspieler, sich in die Herzen der Zuschauer zu spielen.Von seiner Beziehung zu Prinzessin "ÃÂTebab", einer Schwarzen mit deutschem Vater, darf niemand etwas wissen. Bei ihr lebt er seine masochistischen Tendenzen aus und lernt nebenbei "ÃÂTanzen". Durch die Inszenierung von Theophil Marders "ÃÂKnorke" lernt HÃÂöfgen die Schauspielerin Nicoletta von Niebur kennen und mit ihr ihre beste Freundin Barbara, die zur Premiere kommt. Sie ist die Tochter des einflussreichen Geheimrat Bruckner und sie fasziniert Hendrik durch ihre Reinheit, sie wird sein "ÃÂguter Engel". Hendrik beschlieÃÂÃÂt sie zu heiraten und erhÃÂält damit Zutritt zu den hÃÂöheren Kreisen der Gesellschaft. Durch die Vermittlung von Theophil Marder, Geheimrat Bruckner und der unglaublich erfolgreichen Schauspielerin Dora Martin, die er wÃÂährend eines Gastspiels in Hamburg kennengelernt hatte, erhÃÂält HÃÂöfgen eine Stellung beim "ÃÂProfessor", dem Herr ÃÂüber alle Theater in Berlin, und siedelt nach Berlin um. Dort spielt er sich durch seine besondere Darstellung des Mephisto in die Herzen der Zuschauer und erreicht zu Ende der Weimarer Republik eine ungeahnte PopularitÃÂät. WÃÂährend der Machtergreifung Hitlers ist HÃÂöfgen im Ausland, um einen Film zu drehen. Ihm wird damit die Chance gegeben, ohne Probleme ins Exil zu gehen. Da er sich in "Hamburger-Zeiten" als klar links zu erkennen gegeben hat, ist zu befÃÂürchten, dass es ihm in Deutschland in der Zeit des dritten Reiches nicht gut ergehen wird. Deswegen immigriert HÃÂöfgen zunÃÂächst nach Paris. Dort erhÃÂält er einen Brief, indem man ihm zusichert, in Deutschland keine Probleme wegen seiner Vergangenheit zu bekommen, er schlieÃÂÃÂt daraufhin einen "Pakt mit dem Teufel". Der "Pakt mit dem Teufel" ist eine ÃÂÃÂberschrift im Roman, die anzeigt, dass Hendrik HÃÂöfgen einen Pakt mit dem dritten Reich schlieÃÂÃÂt. Er kehrt nach Deutschland zurÃÂück. Das hat er Lotte Lindenthal zu verdanken, denn sie hat sich bei ihrem Freund, dem "ÃÂFliegergeneral", fÃÂür ihn einzusetzt. In Deutschland lernt er Lotte Lindenthal persÃÂönlich kennen. HÃÂöfgen, der sie in seiner "Hamburger-Zeit" eine dumme und schlechte Schauspielerin genannt hatte, schleimt sich mit seinem ganzen Charme und seinem "aasigen LÃÂächeln" bei ihr ein. Er bekommt, mit Hilfe Lotte Lindenthals, wieder die Rolle des Mephisto. Mit ihm erreicht er wieder groÃÂÃÂen Erfolg und lenkt dadurch von seiner Vergangenheit ab. Er ist inzwischen auch von den Reportern "entdeckt" worden und wird groÃÂàgefeiert. Die LebensgefÃÂährtin des Fliegergenerals ist von den FÃÂähigkeiten und dem Charme HÃÂöfgens fasziniert, sie mÃÂöchte ihn gerne ihrem zukÃÂünftigen Mann vorstellen.
WÃÂährend der Pause der "Faust" Vorstellung bittet ihn der Fliegergeneral zu sich und auch er wird von dem Charme und dem "aasigen LÃÂächeln" HÃÂöfgens in den Bann gezogen. HÃÂöfgen hat es geschafft, er gehÃÂört nun zum engeren Freundeskreis des mÃÂächtigen "ÃÂFliegergenerals". Ihm erzÃÂählt er von seiner bolschewistischen Vergangenheit. Um nicht aufzufallen, lÃÂässt er sich von der im Exil lebenden Barbara scheiden, die ganz klar gegen die Nazis ist und eine Emigranten - Zeitschrift herausgibt. AuÃÂÃÂerdem bedient er sich der Macht, um sich Prinzessin Tebab zu entledigen, die er auf diesem Weg in die Emigration zwingt und heiratet Nicoletta von Niebuhr. Da sich HÃÂöfgen nicht als Nazi sieht und ein schlechtes Gewissen hat, hilft er "àals "ÃÂRÃÂückversicherung" - seinem kommunistischem Freund, Otto Ulrichs, mit dem er ein Revolutionstheater grÃÂünden wollte, aus dem KZ und stellt einen jÃÂüdischen SekretÃÂär ein. Leider besteht sein Theaterleben nicht nur aus der Rolle Mephisto. Er bekommt die Rolle des Hamlet. Hamlet, bekannterweise kein BÃÂösewicht, macht HÃÂöfgen zu schaffen. Er hat Probleme, sich in die Lage des Hamlets zu versetzen und merkt schon vorher, dass er versagen wird. Die Vorstellung wird ein Flop. Von der Presse zwar hoch gejubelt weiÃÂàer, dass er gescheitert ist. Als er nach dieser Vorstellung in sein prunkvolles Haus zurÃÂückkehrt, erwartet ihn in seinem Zimmer ein kommunistischer WiderstandskÃÂämpfer. Dieser erzÃÂählt ihn vom Tod Otto Ulrichs und raubt HÃÂöfgen die Vorstellung, dass er die Sympathie der Kommunisten besitze. Die harten, aber wahren Worte dieses "Genossen" treffen HÃÂöfgen sehr. Nach dem der unbekannte Fremde wieder verschwunden ist, ist HÃÂöfgen geschockt und von dessen Worten traurig gestimmt. Er fÃÂällt in Selbstmitleid.
2.2 "ÃÂMephisto" als SchlÃÂüsselroman Klaus Mann hat sich Zeit seines Lebens gegen die Behauptung gewehrt, "ÃÂMephisto" sei ein SchlÃÂüsselroman. Er betonte immer das die handelnden Figuren ausschlieÃÂÃÂlich Typen und keine Portraits seien. So schrieb er im Juni 1936 in einem Telegramm an die Redaktion des Pariser Tageblattes, die eine Rezension des "ÃÂSchlÃÂüsselromans" "ÃÂMephisto" angekÃÂündigt hatte: "ÃÂIch bin genÃÂötigt, feierlich zu erklÃÂären: Mir lag nicht daran, die Geschichte eines bestimmten Menschen zu erzÃÂählen, als ich "ÃÂMephisto "àRoman einer Karriere" schrieb. Mir lag daran, einen Typus darzustellen und mit ihm die verschiedenen Milieus (mein Roman spielt keineswegs nur im "ÃÂbraunen"), die soziologischen und geistigen Voraussetzungen, die einen solchen Aufstieg erst mÃÂöglich machen...Mein Mephisto ist nicht dieser oder jener. In ihm flieÃÂÃÂen vielerlei "ÃÂZÃÂüge" zusammen. Hier handelt es sich um kein "ÃÂPortrÃÂät", sondern um einen symbolische Typus "àder Leser wird beurteilen, ob auch um einen lebensvollen, dichterisch geschauten und gestalteten Menschen ." Andererseits muss man hier gegen Klaus Mann einwenden, dass er erst durch den Brief von Hermann Kesten auf GrÃÂündgens gekommen ist. Er also schon bevor er den Roman schrieb auf die Person GrÃÂündgens festgelegt war. DarÃÂüber hinaus finden sich in dem Werk unglaubliche ÃÂÃÂhnlichkeiten mit wirklichen Biographien und Ereignissen, die deutlich machen, dass das Werk eindeutig von realen VorgÃÂängen inspiriert wurde. Das geht soweit, dass die Figur HÃÂöfgen bis in kleine Details, wie die Art sich zu kleiden, die Aufregung ÃÂüber die unkorrekte Buchstabierung seines Namens oder Rollen, die er spielte, Gustaf GrÃÂündgens gleicht. Wenn man weitere Vergleiche feststellt so merkt man, dass auch andere Figuren von realen Vorbildern inspiriert sind: Die Bruckner Familie: Die Moralvorstellungen und politischen Ansichten von Professor und Barbara Bruckner basieren auf denen von Thomas Mann und seiner Tochter Erika. Thomas Mann (1875 "à1955) sah frÃÂühzeitig die Gefahr, die die Nationalsozialisten fÃÂür die Demokratie darstellten und blieb auf Rat von Erika und Klaus Mann 1933 in der Schweiz. Erika Mann war Schauspielerin und gab spÃÂäter im Exil politische Zeitschriften heraus. Sie war von 1926 "à29 mit GrÃÂündgens verheiratet.
Sebastian: Barbaras Jugendfreund ist ein vages PortrÃÂät von Klaus Mann selber. So wie Klaus Mann es von Amsterdam und Paris aus getan hat, arbeitet Sebastian an einer anti-faschistischen Wochenzeitschrift, auÃÂÃÂerdem wird auf seine erfolgreiche schriftstellerische TÃÂätigkeit angespielt (vgl. "ÃÂMephisto", S.88) Nicoletta von Niebuhr: Sie basiert auf verschiedenen Personen, zum einen auf Pamela Wedekind, die Klaus Mann 1927 verlassen hatte um Carl Sternheim zu heiraten und zum anderen auf Marianne Hoppe, die GrÃÂündgens wegen der nicht abebbend wollenden GerÃÂüchten um seine HomosexualitÃÂät 1936 heiratete.
Theophil Marder: Der Autor und Dramaturg Carl Sternheim (1878 "ÃÂ 1942), der Satiren auf die Mittelklasse schrieb. Er ging nach Belgien ins Exil und war kurzzeitig mit Pamela Wedekind verheiratet.
Benjamin Pelz: Gottfried Benn (1886 "à1956), dt. Lyriker, der kurzzeitig mit dem Nazi - Regime sympathisierte bevor er "ÃÂinnerlich emigrierte". Mann schrieb an Benn, dass er befÃÂürchte, dass eine allzu groÃÂÃÂe Sympathie zum Irrationalen zu politischem Reaktionismus fÃÂühren wÃÂürde. Nach dem Krieg gestand Benn ein, dass Mann die Gefahr, die die Nazis fÃÂür die Zivilisation darstellten, frÃÂüher als er erkannt habe.
Caesar von Muck: Hans Johst (1890 "à1978), ehemaliger Freund der Mann - Familie und frÃÂüher einflussreicher Theaterdichter des Expressionismus. Er wurde ein ÃÂüberzeugter Nazi und der PrÃÂäsident der Reichsschrifttumskammer und der Deutschen Akademie der Dichtung. Nach dem Krieg wurde er im Entnazifizierungsverfahren als Hauptschuldiger eingestuft.
Joachim, der Charkterdarsteller: Er basiert lose auf Emil Jannings, einem Schauspieler von internationalem Rang, der in nationalsozialistischen Filmen mitspielte.
Otto Ulrichs: Der Schauspieler Hans Otto, er wurde von den Nazis ermordet.
Pierre Larue: AndrÃÂé Germain, franzÃÂösischer Nazi - Sympathisant, der zu Manns und GrÃÂündgens sozialem Kreis in Berlin gehÃÂörte.
Lotte Lindenthal: Emmy Sonnemann - GÃÂöring, Schauspielerin, die Hermann GÃÂöring 1935 heiratete und an der Seite von Gustaf GrÃÂündgens 1934 spielte. Mann nutzte die Hochzeit als Anlass um einen offenen Brief an sie zu schreiben, in dem er darauf verwies, dass "ÃÂdie Gesellschaft, in die sie hineingeheiratet haben, zwei Menschen hinrichten lieÃÂÃÂ, eben wÃÂährend sie zur Trauung schritten" Dr. Irig: Herbert Iherig, bedeutender links - gerichteter Theaterkritiker in Berlin wÃÂährend der Weimarer Republik, der GrÃÂündgens Leistung in Mann's erstem StÃÂück ("ÃÂAnja und Esther") negativ beurteilte, ihn spÃÂäter aber unterstÃÂützte. Er fÃÂührte seine journalistische Karriere unter nationalsozialistischer Herrschaft fort. SpÃÂäter wurde er ein einflussreicher Kritiker in der DDR, weswegen sein Name in der 1956 erschienenen Edition von Mephisto in "ÃÂRadig" geÃÂändert wurde.
Der Professor: Max Reinhardt (1873 "à1943), Berliner Theaterdirektor und Produzent, der 1937 ins Exil ging und Regie in "ÃÂMidsummer Night's Dream" in Hollywood fÃÂührte. GrÃÂündgens stand 1928 unter Vertrag in Reinhardts Theater, lÃÂöste sich aber schnell aus diesem Vertrag, um mit anderen Theatern und Filmgesellschaften zusammenzuarbeiten.
Hermann GÃÂöring und Paul Joseph Goebbels erscheinen in Person, wenn auch namentlich nicht genannt.
Kann ein Roman mit so weit reichenden ÃÂÃÂhnlichkeiten kein SchlÃÂüsselroman sein? Nun zumindest darf man Klaus Mann wohl glauben, dass er hauptsÃÂächlich die im Roman angesprochene Problematik Romans deutlich machen wollte und dass der "ÃÂMephisto" nicht das "ÃÂDokument der Privatrache eines von Ressentiments geschÃÂüttelten, blindwÃÂütigen Bruders, der die Ehre der Schwester verletzt sieht" , ist.
Man kann den Mephisto nicht ohne die Situation seiner Entstehung beurteilen. Das Klaus Mann Personen und Situationen aus seinem eigenen Erlebnisbereich verarbeitete, gehÃÂörte seit jeher zu seiner literarischen Methode, ebenso wie zu der seines Vaters. FÃÂür die Emigranten und besonders fÃÂür Klaus Mann, gab es damals nur zwei Seiten: die Personen auf der Seite des Nationalsozialismus und die Emigranten im Ausland. Klaus Mann betrachtete die Menschen und vor allem die KÃÂünstler, die mit dem System sympathisierten, als "ÃÂVerrÃÂäter" und hatte sie "ÃÂaufgegeben". Er war in dieser Phase geprÃÂägt von einer tiefen Resignation, weil er den Nationalsozialismus schon frÃÂüh richtig einschÃÂätzte und nicht von einer kurzfristigen, sich selbst wieder beseitigenden StrÃÂömung ausging. Dass das Buch aus Hass auf Gustaf GrÃÂündgens entstand ist, unwahrscheinlich, da Mann das Buch nicht aus eigenem Antrieb geschrieben hat und erst noch gezÃÂögert hatte, dieses Thema zu verarbeiten. Der Hass, den Klaus Mann sicherlich verspÃÂürt hat, richtete sich nicht gegen Gustaf GrÃÂündgens allein, sondern gegen das System, gegen die Menschen, vor allem die KÃÂünstler, die trotz ihrer differierenden Auffassungen und Ideologien in Deutschland geblieben waren und sich alle mit dem System arrangiert zu haben schienen. Im Grunde ist es dieser Hass, der dieses Buch so besonders macht, gerade weil Klaus Mann dieses Buch als Zeitzeuge geschrieben hat, schafft er es in einem Hass zu schreiben, der "ÃÂden dargestellten Menschen und Dingen Dichtigkeit gibt, Haltbarkeit, eine faszinierende ÃÂÃÂberwirklichkeit." AbschlieÃÂÃÂend kann man mit Sicherheit sagen, dass der Mephisto nicht Dokument einer "ÃÂPrivatrache" ist, sondern eine zeitkritische Darstellung ÃÂüber den Zustand der Intelligenzia im dritten Reich.
2.3 Interpretation Klaus Manns Roman ist Zeitkritik und so muss er auch verstanden werden. Er ist eine Satire und zwar eine Satire auf das nationalsozialistische System und die Menschen "àinsbesondere die KÃÂünstler "àunter seiner Herrschaft. Der "ÃÂMephisto" darf nicht so gelesen werden, dass er Thema und Ziel in der Satire privater Auseinandersetzungen sucht. "ÃÂNicht biographische Materialien an sich interessieren, sondern ihre kÃÂünstlerische Stilisierung, ihre Integration in eine sarkastische, an sich reprÃÂäsentative Figuren entfaltende Zeitkritik." Hendrik HÃÂöfgen wird zum Symbol eines Menschen, der trotz seiner hohen Bildung, den "ÃÂPakt mit dem Teufel" eingeht, um an sein Ziel zu gelangen. HÃÂöfgen verrÃÂät seine eigenen Ideale, seinen eigenen Glauben und seine Freunde, um groÃÂàund berÃÂühmt zu werden. Er bedient sich der Macht und passt sich ihr an, seine "ÃÂmenschlichen" Taten, die Rettung von Otto Ulrichs aus dem KZ und die BeschÃÂäftigung eines semitischen SekretÃÂärs sind nur "ÃÂRÃÂückversicherungen" fÃÂür eine Zeit nach dem Nationalsozialismus, falls es diese geben sollte. HÃÂöfgens ganze menschliche Impotenz und Skrupellosigkeit zeigt sich vor allem in den Szenen, in denen er sich der Macht bedient um Probleme, wie z.B. Prinzessin Tebab, zu beseitigen. Seine menschliche Impotenz wird vor allem in der Szene deutlich, als ihm der "ÃÂFliegergeneral" vom "ÃÂSelbstmord" Otto Ulrichs berichtet, HÃÂöfgen zeigt zum erstenmal einen Anflug von Ekel und Fassungslosigkeit und macht sich in der nÃÂächsten Sekunde wieder Gedanken um seine eigene Person, indem er spÃÂürt, dass er vernichtet wird, sollte er sich noch weiter vorwagen. Wenig spÃÂäter buhlt er wieder um die Gunst der MÃÂächtigen und verflucht Otto Ulrichs ob seiner Dummheit. Otto Ulrichs wird hier zum Symbol fÃÂür den Widerstand, fÃÂür die Figur, die ihren Idealen treu bleibt, um sie kÃÂämpft und "àin letzter Konsequenz "àfÃÂür sie stirbt. Deswegen ist auch die Begegnung HÃÂöfgens mit dem kommunistischen WiderstandskÃÂämpfer am Ende des Buches von Bedeutung, er berichtet HÃÂöfgen wie Ulrichs gestorben ist und wie er - bis zum Schluss - seinen Idealen treu geblieben ist.
HÃÂöfgen verfÃÂällt daraufhin in Selbstmitleid, weil ihm seine eigene Charakterlosigkeit bewusst wird. Parallel dazu verlÃÂäuft seine schauspielerische Laufbahn. HÃÂöfgen ist ÃÂüber alle MaÃÂÃÂen erfolgreich, er ist der "ÃÂSpezialist fÃÂür elegante Schurken, MÃÂörder im Frack [und] historische Intriganten". Seine Mephisto "àRolle macht ihn weltberÃÂühmt, doch mehr kann HÃÂöfgen nicht leisten. Er ist auf diesen Typus festgelegt, diesen Typus, der laut des "ÃÂFliegergenerals" Charakterzug jedes Deutschen ist. Mann setzt hier die PersÃÂönlichkeit HÃÂöfgens sehr schÃÂön mit seiner FÃÂähigkeit, Typen zu verkÃÂörpern, parallel. HÃÂöfgen kann nur das spielen, was er von sich selbst kennt, was ein Wesenszug von ihm selbst ist, bei allem andern versagt er. Im Buch wird dies durch seine VerkÃÂörperung des Hamlet deutlich. HÃÂöfgen versagt an dieser Rolle, da der Hamlet kein Schurke, sondern ein sensibler GrÃÂübler ist. HÃÂöfgen begreift ihn nicht und wird in einem symbolhaften Dialog mit der Figur des Hamlets, von diesem mit dem "ÃÂFaust" "àZitat: "ÃÂDu gleichst dem Geist den du begreifst - nicht mir" zurÃÂückgeschmettert. HÃÂöfgen muss daraufhin einsehen, dass er nur "ÃÂein Affe der Macht und ein Clown zur Zerstreuung der MÃÂörder" ist. Dies fÃÂührt dazu, dass HÃÂöfgen am Ende des Buches doppelt vernichtet ist, als Mensch und als KÃÂünstler. Als Mensch ist er vernichtet, weil er durch Otto Ulrichs seine Charakterlosigkeit einsehen muss und als KÃÂünstler, weil er den Hamlet nicht darstellen kann, also "àauch als KÃÂünstler - nicht ÃÂüber sich selbst hinauswachsen kann. Klaus Mann hat seine Themen in seinem Roman gut verarbeitet, er hat es geschafft, "ÃÂdie Psychologie, der vorbehaltlosen, "ÃÂkomÃÂödiantischen" gesellschaftlichen Anpassung darzustellen, jene masochistische HÃÂörigkeit, die - nach Klaus Mann "àdie Herrschaft des Faschismus ermÃÂöglichte und den Typus des intellektuellen MitlÃÂäufers prÃÂägt" deutlich zu machen. In der Person Hendrik HÃÂöfgens schafft Mann dies nicht nur durch die Biographie, sondern auch durch die sexuellen BedÃÂürfnisse Hendrik HÃÂöfgens deutlich zu machen, indem er ihn seinen Masochismus erst unter Verwendung Juliette Martens, spÃÂäter durch Nicoletta von Niebuhr ausleben lÃÂässt. Generell muss man sagen, dass Klaus Mann diesen Antagonismus zwischen Macht und Geist sehr plakativ vermittelt, seine AusfÃÂührung geraten ihm teilweise etwas zu schematisch. AuÃÂÃÂerdem ist anzunehmen, dass Klaus Mann aufgrund seiner Situation nicht objektiv schreiben konnte und daher verschiedene Gegebenheiten vermutlich verzerrt wiedergegeben wurden. Bemerkenswert ist, dass Klaus Mann mit diesem Roman eigentlich schon 1936 die Ursachen des Faschismus zu klÃÂären versuchte, in einer Zeit, als die Exilliteratur sich noch mehr auf die unmittelbare Aktion gegen den Faschismus beschrÃÂänkte. Klaus Mann blickte damit schon in die Zukunft voraus, indem er wohl bemerkte, dass das deutsche Volk einmal in ErklÃÂärungsnot kommen wÃÂürde. "ÃÂMephisto" ist damit ein wesentliches Dokument der Exilliteratur.
3. Rezeptionsgeschichte 3.1 GrÃÂündgens gegen Mann Gustaf GrÃÂündgens erlebte nach dem Krieg einen schnellen Wiederaufstieg in die Prominenz des Theaters. Gustav von Wangenheim, der nach dem Krieg von den Russen mit dem Wiederaufbau des Deutschen Theaters beauftragt wurde, ebnete ihm den Weg zurÃÂück an die deutschen BÃÂühnen. ÃÂÃÂber seine Zeit als Nationalsozialist wurde gesagt, dass er "ÃÂanti - faschistischen KÃÂämpfer, die von der Gestapo verhaftet wurden, aktiv Hilfe angedeihen lieÃÂÃÂ." AuÃÂÃÂerdem ÃÂäuÃÂÃÂerten sich viele unter der faschistischen Herrschaft verfolgte Kommunisten und Juden rehabilitierend zu Gunsten Gustaf GrÃÂündgens. Den "ÃÂMephisto" kannte GrÃÂündgens zu diesem Zeitpunkt wohl schon, denn Klaus Mann hatte ihm nach dem Erstdruck ein Freiexemplar zu kommen lassen. Auch wenn GrÃÂündgens dementierte es je gelesen zu haben, sind doch mehrere Quellen vorhanden, die einerseits besagen, dass Gustaf GrÃÂündgens sich sehr ÃÂüber das Buch geÃÂärgert habe und sich denunziert fÃÂühle, andererseits, dass er das Buch fast auswendig kenne und es verfilmen wolle. AuÃÂÃÂerdem soll es ihm vÃÂöllig egal gewesen sein, ob und wann es in Deutschland erscheine. Im Widerspruch dazu stehen die enormen Anstrengungen, die GrÃÂündgens anstellte, um Publikationen von BÃÂüchern Klaus Manns, in denen er wiederzuerkennen ist, zu verhindern oder die betreffenden Stellen streichen zu lassen. So geschehen im Streit um die VerÃÂöffentlichung von Klaus Manns Autobiographie "ÃÂDer Wendepunkt" im Herbst 1951, bei der der Verlag auf Druck GrÃÂündgens diverse Stellen streichen oder entschÃÂärfen lieÃÂÃÂ. Der Mephisto wurde nach dem Krieg bis 1981 in der Bundesrepublik nie verÃÂöffentlicht. Einen Versuch hatte Klaus Mann vor seinem Tod noch selbst unternommen: Der West - Berliner Verleger Jacobi wollte Manns Werk in West "àBerlin verÃÂöffentlichen, war aber in der Zwischenzeit aufgrund der politischen VerhÃÂältnisse nach Bayern ÃÂübergesiedelt. Er teilte Klaus Mann daraufhin mit, dass es ihn von Bayern aus unmÃÂöglich sei, den Mephisto zu verÃÂöffentlichen, weil Gustaf GrÃÂündgens in der BRD bereits ein zu groÃÂÃÂes ÃÂöffentliches Ansehen genieÃÂÃÂe. Klaus Mann reagierte daraufhin verbittert und es kann nicht ausgeschlossen werden, dass dies mit ein Grund fÃÂür seinen neun Tage spÃÂäter erfolgten Selbstmord war. Erika Mann, die literarische Nachlassverwalterin von Klaus Mann, versuchte in den folgenden Jahren immer wieder den "ÃÂMephisto" bei mehreren Verlagen zu verÃÂöffentlichen, wehrte sich aber gegen allzu groÃÂÃÂe VerÃÂänderungen am Werk und scheiterte dadurch hÃÂäufig an der mangelnden Bereitschaft der Verleger das Risiko einer Klage Gustaf GrÃÂündgens einzugehen. 1953 bekam GrÃÂündgens von BundesprÃÂäsident Theodor Heuss das GroÃÂÃÂe Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens verliehen, was ein weiterer Beweis fÃÂür seine unglaubliche PopularitÃÂät war. Erika Mann ÃÂübertrug daraufhin die Rechte am "ÃÂMephisto" an den Ost "àBerliner Aufbau "àVerlag, der den Roman 1956 verÃÂöffentlichte. Allerdings musste auch fÃÂür diese Edition von Erika Mann eine ÃÂÃÂnderung hingenommen werden. Der fÃÂür die Romanfigur "ÃÂDr. Ihrig" dienende Theaterkritiker Dr. Iherig war in der DDR mittlerweile eine einflussreiche PersÃÂönlichkeit, die man nicht verÃÂärgern wollte. Deswegen wurde aus "ÃÂDr. Ihrig" "ÃÂDr. Radig". Erika Mann versuchte auch in den folgenden Jahren den "ÃÂMephisto" in Deutschland bei einem Verlag unterzubringen, doch nach anfÃÂänglichem Interesse, zogen sich alle Verleger nach Drohungen GrÃÂündgens wieder zurÃÂück und lieÃÂÃÂen sich einschÃÂüchtern. Erika Mann verbitterte dies sehr und sie beklagte diese Situation immer wieder bei den Verantwortlichen, indem sie ihnen einen "ÃÂunsÃÂäglichen Mangel an Zivilcourage, der Deutschland zu dem gemacht hat, was es ist" , vorwarf. Erst im Februar 1963 schlug die Nymphenburger Verlagshandlung auf Anregung ihres Cheflektors, Martin Gregor "àDellin, der Familie Mann vor, das Gesamtwerk Klaus Manns herauszugeben und zu betreuen. Der 1946 in MÃÂünchen gegrÃÂündete Verlag hatte seit Anfang Werke der Zeitgeschichte, des Widerstands und der Emigration im Programm. Erika Mann stimmte gerne zu, da zu dieser Zeit nur noch zwei oder drei BÃÂücher ihres Bruders in deutscher Sprache, und diese in verschiedenen Verlagen, auf dem Markt waren. Als erstes wurde der frÃÂühe Roman "ÃÂAlexander" neu verÃÂöffentlicht. Auf dem Schutzumschlag war der "ÃÂMephisto" als eines der Werke in Vorbereitung angezeigt. GrÃÂündgens unternahm nichts gegen diese AnkÃÂündigung, allerdings ist es fraglich, ob er ÃÂüberhaupt davon erfahren hat. Denn wenig spÃÂäter lÃÂöste er sich von seinem letzten Intendantenposten in Hamburg und trat eine Weltreise an, auf der er, in der Nacht vom 6. auf den 7. Oktober 1963 "àwie Klaus Mann "àan einer ÃÂÃÂberdosis Schlafmittel starb. Der Alleinerbe GrÃÂündgens sein 1949 adoptierter Assistent Peter Gorski, beauftragte daraufhin - in GrÃÂündgens Namen "àden Hamburger Rechtsanwalt Biermann "àRatjen, gegen eine Herausgabe des "ÃÂMephisto" vorzugehen. Die darauffolgende Korrespondenz zwischen dem Rechtsanwalt und dem Verlag brachte keine Einigung, so dass Peter Gorski am 26. MÃÂärz 1964 Klage gegen den Verlag beim Hamburger Landgericht einreichte.
3.2 "ÃÂDas Duell der Toten" Bei Beginn des nun folgenden Prozesses, waren beide Kontrahenten bereits verstorben, weswegen die folgenden Prozesse von Marcel Reich - Ranicki als das "ÃÂDuell der Toten" bezeichnet wurden. Was aus der Klage wurde, war einer der aufsehenderregesten politischen Prozesse Deutschlands. Peter Gorski begrÃÂündete seine Klage damit, dass der Roman "ÃÂdas Lebensbild Gustaf GrÃÂündgens' verzerrt und in einer Weise wiedergebe, die unwahr und dazu geeignet ist, seine PersÃÂönlichkeit in der ÃÂöffentlichen Meinung herabzuwÃÂürdigen und daher sein Andenken in der ÃÂÃÂffentlichkeit zu verunglimpfen." Eine Frage, die auch in den Prozessen eine nicht unerhebliche Rolle spielte, war, ob Gustaf GrÃÂündgens, hÃÂätte er noch gelebt, selbst Klage erhoben hÃÂätte. Tatsache ist, dass GrÃÂündgens sich nie ÃÂöffentlich zu dem Roman geÃÂäuÃÂÃÂert hatte und was den "ÃÂMephisto" betraf immer nur hinter den Kulissen aktiv gewesen war. Zweifellos aber war er sich des Risikos eines Prozesses fÃÂür seine Person bewusst. Auch fehlte es ihm "ÃÂin seiner ÃÂÃÂberÃÂängstlichkeit an Mut und Selbstbewusstsein, um sich einer ÃÂöffentlichen Auseinandersetzung mit Klaus Manns Roman und der Zeit des dritten Reichs zu stellen." Der Prozess ging letztendlich nicht nur um die Frage, ob Klaus Mann aus blindem Hass einen SchlÃÂüsselroman geschrieben hatte, der GrÃÂündgens denunzieren sollte, so wie die AnklÃÂäger es sahen und gleichzeitig auf GrÃÂündgens Verdienste wÃÂährend der Nazi "àHerrschaft hinwiesen, sondern auch "àfÃÂür den Verleger Berthold Spangenberg "à"ÃÂum die Freiheit der Kunst, die Anerkennung der Emigration und ihres literarischen Ausdrucks als gÃÂültigen Teil deutscher Vergangenheit" an sich. Damit war es ein politischer Prozess. Das Urteil vor dem Hamburger Landgericht erging am 25. August 1965 und fiel gegen den KlÃÂäger Peter Gorski aus; damit durfte der Verlag den Roman verbreiten. Zur UrteilsbegrÃÂündung wurde gesagt: "ÃÂEs ist fÃÂür die Urteilsfindung nicht von Bedeutung, ob es sich um einen SchlÃÂüsselroman handele, denn es lÃÂäge zweifelsfrei ein Kunstwerk vor, das unter den Schutz des Grundgesetzes falle und der vom Grundgesetz gewÃÂährte Schutz der PersÃÂönlichkeit reiche nicht ÃÂüber den Tod hinaus." AbschlieÃÂÃÂend begrÃÂündete das Landgericht sein Urteil dahingehend, dass "ÃÂder Roman Mephisto in der ganzen Welt bekannt sei und ein StÃÂück Zeitgeschichte und Dokumentation ÃÂüber die deutsche Emigration darstelle. Es wÃÂäre damit mit Art. 5 GG nicht zu vereinbaren, wenn dieses Werk in der Heimat von Klaus Mann und in seinem eigentlichen Sprachgebiet nicht erscheinen dÃÂürfte." Nachdem das Urteil ergangen war, brachte der Verlag im September 1965 eine Auflage in HÃÂöhe von 10.000 Exemplaren heraus. Als schon der grÃÂöÃÂÃÂte Teil der Auflage verkauft war, versuchte Gorski, der inzwischen Berufung eingelegt hatte, durch eine einstweilige VerfÃÂügung die Verbreitung des Romans zu verhindern. Das Oberlandesgericht Hamburg erlieÃÂàdaraufhin eine VerfÃÂügung, die besagte, dass das Buch "àbis zu Prozessbeginn - weiter verbreitet werden dÃÂürfe, wenn ihm ein Vorwort hinzugefÃÂügt werde, das darauf hinweiÃÂÃÂt, dass "ÃÂden Romanfiguren [...] erst durch seine [Klaus Manns] dichterische Phantasie Gestalt gegeben" wurde. Das darauffolgende Urteil des OLG vom 17. MÃÂärz 1966 gab dem KlÃÂäger Peter Gorski recht und verbot die weitere Verbreitung des Mephisto. Das Gericht ging davon aus, der Roman sei in erster Linie ein SchlÃÂüsselroman, eine "ÃÂSchmÃÂähschrift in Romanform". Auf das Verbot von "ÃÂMephisto" hin ging die Nymphenburger Verlagshandlung Ende 1966 in Revision vor den Bundgerichthof. In dieser letzten Instanz kÃÂönnen keine neuen Tatsachen vorgebracht werden, sondern nur auf juristischer Ebene Verfehlungen grundsÃÂätzlicher Art der Vorinstanzen gerÃÂügt werden. In der Revision ging es juristisch um Auslegung und Abgrenzung der beiden im Grundgesetz festgelegten Grundrechte, des PersÃÂönlichkeitsrechtes und der Freiheit der Kunst. Die Revision wurde mit dem Urteil vom 20. MÃÂärz 1968 zurÃÂückgewiesen. Das oberste deutsche Gericht bestÃÂätigte das Verbot des "ÃÂMephisto", weil die Freiheit der Kunst ihre Schranken in der persÃÂönlichen Ehre GrÃÂündgens' fÃÂände. Dieses Verbot des Mephisto hatte bis weit ÃÂüber die Grenzen des Einzelfalls hinaus Bedeutung. Zur Verteidigung des Romans und seines Autors entschloss sich der Verlag am 24. Juli 1968 gegen das Urteil des Bundesgerichtshofes Verfassungsbeschwerde beim Bundesverfassungsgericht einzulegen. Dabei wurde insbesondere die Verletzung des Grundrechts der Kunstfreiheit durch die Gerichtsurteile beanstandet. Von den sechs bei der Entscheidung mitwirkenden Verfassungsrichtern hielten drei die Verfassungsbeschwerde fÃÂür begrÃÂündet, drei fÃÂür unbegrÃÂündet. Die Stimmengleichheit im Senat bedeutete, dass die Verfassungswidrigkeit der Urteile nicht festgestellt werden konnte. Damit war "ÃÂMephisto" in Deutschland verboten und er ist es faktisch auch heute noch. Allerdings wagte es der Rowohlt Verlag 1981 wieder den "ÃÂMephisto" zu verÃÂöffentlichen. Die Grundlage dafÃÂür hatten ein TheaterstÃÂück zum Mephisto der franzÃÂösischen Autorin Ariane Mnouchkine und der unglaubliche Erfolg eines illegalen Raubdrucks, der in Deutschland verbreitet wurde, gelegt. Es wurde nicht wieder versucht das Buch zu stoppen und so wurde 25 Jahre nach der ErstverÃÂöffentlichung der Mephisto erstmals vÃÂöllig legal vertrieben.
4. Eigene Meinung Klaus Manns Roman "ÃÂMephisto" gehÃÂört mit Sicherheit zu einem der bedeutsameren Werken der Exilliteratur wÃÂährend des Nationalsozialismus. Die Kontroverse, die lange nach seinem Erscheinen und dem Tod Klaus Manns um ihn aufflammte, ist ein Beweis fÃÂür seine Bedeutung. Klaus Mann nahm das Leben eines anderen Menschen, der auch Bestandteil seines eigenen Lebens war und benutzte dies als Blaupause fÃÂür einen Roman, der viel ÃÂüber das Verhalten der Intelligenzia, wÃÂährend des Nationalsozialismus aussagt und in der Figur des Hendrik HÃÂöfgen eigentlich ein Psychogramm von ZÃÂügen der damaligen deutschen Gesellschaft nachzeichnet. Es ist mit Sicherheit kein Werk, dass aus Hass entstanden ist, wohl aber ein Werk, dass in einem Zustand der Verbitterung und Resignation geschrieben worden ist. Allerdings muss man sich fragen, was aus dem "ÃÂMephisto" geworden wÃÂäre, wenn ihn Klaus Mann nicht in diesem GemÃÂütszustand geschrieben hÃÂätte. Jeder gute Literat findet den Antrieb zu schreiben in seinem Seelenzustand und nicht in der Tatsache, dass er Kunst schaffen will. Ein Buch wie "ÃÂMephisto" kann ÃÂüberhaupt erst durch diesen schÃÂöpferischen Hass Klaus Manns leben. Denn wie wÃÂären ihm die vielen beiÃÂÃÂenden Anspielungen oder die bittere Ironie mit der er das KomÃÂödienhafte des ganzen Systems darstellt wohl gelungen, wenn er diesen tiefen Hass nicht empfunden hÃÂätte. Deswegen darf man den Roman auch nie auf die HassgefÃÂühle zwischen Mann und GrÃÂündgens reduzieren, sondern muss den Hass vielmehr auf das GrÃÂöÃÂÃÂere - das System - angewendet verstehen, dessen schwarze und brutale Seite Mann mit und durch die Figur Hendrik HÃÂöfgens erschafft. Die tiefe Verbitterung Klaus Manns wird dadurch kÃÂörperlich spÃÂürbar und es erscheint erklÃÂärbar, warum Klaus Mann seinem Leben ein Ende setzte. Es war die Resignation darÃÂüber, dass sich in Deutschland auch nach dem Ende des dritten Reiches in den KÃÂöpfen der Menschen nichts geÃÂändert hatte. Viele WÃÂürdentrÃÂäger, Richter und Beamte des Nationalsozialismus konnten in ihren ÃÂÃÂmtern bleiben, fÃÂür Klaus Mann hat Deutschland "àwie aus seinen TagebÃÂüchern hervorgeht "ànie einen Schlussstrich unter seine Vergangenheit gezogen und vÃÂöllig von vorne begonnen. Wenn die Deutschen fortan nun auch einer anderen Ideologie anhingen, so blieb ihre "ÃÂmenschliche Impotenz" doch nach wie vor vorhanden. Ob Gustaf GrÃÂündgens sich in seinem Buch wiedergefunden hat, ist nicht bekannt, dennoch scheint es relativ sicher, dass er es gelesen hat und auch sein Selbstmord kÃÂönnte die Frage aufwerfen, ob Gustaf GrÃÂündgens dies nicht aus GewissensgrÃÂünden getan hat und auch deswegen so sehr gegen die VerÃÂöffentlichung des "ÃÂMephisto" gekÃÂämpft hat, weil er sich "àwenn auch nicht so drastisch "àmit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert sah. Dagegen kann man sagen, dass Gustaf GrÃÂündgens zweifelsohne Menschen im dritten Reich geholfen hat und dass Klaus Mann aus einer Situation heraus geschrieben hat, die man bei allen Respekt vor dem groÃÂÃÂen literarischen Genie Klaus Manns nicht als objektiv bezeichnen kann. Auf alle FÃÂälle ist "ÃÂMephisto "àRoman einer Karriere" ein groÃÂÃÂes Werk, das wie vielleicht kein anderes die abstoÃÂÃÂende Seite eines Systems und einer Gesellschaft demaskiert hat und mit Sicherheit ein Roman ist, der der ÃÂÃÂffentlichkeit nicht vorenthalten werden darf.
"Warum schrieb ich meinen Roman "Mephisto"? Statt des Charakters gibt es bei diesem Hendrik HÃÂöfgen nur Ehrgeiz, Eitelkeit, Ruhmsucht, Wirkungstrieb. Er ist kein Mensch. Er ist ein KomÃÂödiant. Der KomÃÂödiant wird zum Exponenten, zum Symbol eines durchaus komÃÂödiantischen, zutiefst unwahren, unwirklichen Regimes, der Mime triumphiert im Staat der LÃÂügner und Versteller".
(Klaus Mann zu seinem Werk: "ÃÂMephisto "àRoman einer Karriere") 5. Literaturverzeichnis Klaus Mann, "ÃÂMephisto "àRoman einer Karriere", Rowohlt Verlag, Hamburg 1981 Eberhardt Spangenberg, "ÃÂKarriere eines Romans "àMephisto, Klaus Mann und Gustaf GrÃÂündgens", Rowohlt Verlag, Hamburg 1986 Sabine Colberg, "ÃÂDer Mephisto "àFall", in: Jura HH "àMagazin der juristischen FakultÃÂät Hamburg, 2/2002 Kai Petersen, "ÃÂGustaf GrÃÂündgens "àDer Schauspieler und die Macht", Quadriga Verlag (Berlin), 1999 Rolf Schneider, "ÃÂUnangepaÃÂÃÂt", in: Berliner Morgenpost, 21. Mai 1999 Kindlers Literaturlexikon, Kindler Verlag AG, ZÃÂürich 1965, Band V Paul HÃÂühnerfeld, "ÃÂDas PhÃÂänomen der Familie Mann. Gedanken anlÃÂässlich zweier neuer BÃÂücher von Klaus und Monika Mann", in: Die Zeit, 25. August 1956 S. Broichhagen, "ÃÂUrteil des BVG zu Klaus Manns Mephisto", auf: www.jurisprudentia.de www.zum.de - Zentrale fÃÂür Unterrichtsmaterialien www.dbs.schule.de - Der Deutsche Bildungsserver www.zs-augsburg.de - Zentralstelle fÃÂür Computer und Unterricht www.b-o.de - Bildung online! Bildungserver der Verlage Cornelsen, Klett, Schroedel und Westermann www.zil.uni-giessen.de - Zentrum fÃÂür interdisziplinÃÂäre Lernaufgaben