Das hymnische Gedicht "Ganymed"(1777) von Johann Wolfgang von Goethe be-schreibt die gegenseitige Liebe eines lyrischen Ichs zur Natur, die sich schlieÃÂlich in der Person des "Alliebenden Vaters"(V.32) manifestiert.
Das Gedicht "Ganimed" (Ende 20. Jh.) von Burkhard Bierschenck kritisiert die gefühlslose Gegenwart, indem es Bezug auf Goethes gefühlsbetontes Denken nimmt.
Beide Gedichte tragen die ÃÂberschrift Ganymed. Ganymed entstammt aus der griechi-schen Mythologie und war ein junger, schöner Troer. Er wurde von Zeus seiner Schön-heit wegen in den Olymp entführt, wo er als Mundschenk der Götter bis in alle Ewigkeit waltet.
In seinem Gedicht beschreibt Goethe einen wundervollen Morgen (V. 1-3). Schnell entsteht eine Liebessituation zwischen dem lyrischen Ich und der Natur, an-fangs durch die in rotes Licht getauchte Landschaft (V.3-8), später durch "Blumen" und "Gras" (V.11-14). Der lieblichen Morgenwind (V.15-17), der die Ebene zwischen der Natur des Bodens und der Natur der Luft darstellt, leitet im Folgenden auf die nächste Stufe über.
Diese wird im Folgenden dargestellt durch eine singende "Nachtigall" (V.19) und schwebende "Wolken" (V.23). Nun folgt die höchste Ebene der Empfindun-gen, dargestellt durch ein transzendentes Wesen, das als "Vater" (V.32) bezeichnet wird.
Einen vollkommen anderen Inhalt besitzt das Gedicht "Ganimed" von B. Bier-schenck. Anfangs erklärt das lyrische Ich die Machtsymbole von Zeus, dem Göttervater, für unbedeutend und nicht mehr wichtig (V.1-3), da das Wissen um Ihn schon längst vergessen sei und die heutige Zeit solcher Legenden nicht mehr bedürfe (V. 4/5). Heut-zutage werde alles durch "Formeln" (V.7) und puren Rationalismus erklärt (V.4-7). ÃÂ-berraschend leitet der Autor nun auch mit dieser Strophe (V.4-7) um auf Ganymed. Er meint, dass der junge Ganymed trotz alledem noch nicht ausgeträumt habe (V.8-10).
Obwohl es beim ersten Durchlesen gar nicht besonders auffällt, so besitzt Goethes Ge-dicht kein durchgehendes VersmaÃÂ. Es ist lediglich ein trochäisch-daktylischer Stil zu erkennen. AuÃÂerdem ist in jeder der fünf Strophen...