Mephisto - Roman Einer Karriere

Essay by PaperNerd ContributorUniversity, Master's November 2001

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Klaus Mann: "žMephisto "“ Roman einer Karriere" 1. Entstehungsgeschichte 1.1 Der Autor Klaus Heinrich Thomas Mann wurde am 18. November 1906 als ältester Sohn von Thomas und Katja Mann geboren. Seine Geschwister waren Erika, Golo, Monika, Elisabeth und Michael, die alle später literarisch tätig wurden. Um den Werdegang Klaus Manns besser verstehen zu können ist es wichtig sich deutlich zu machen, dass sowohl sein Vater als auch sein Onkel bedeutende und erfolgreiche Schriftsteller ihrer Zeit waren. Dies sollte noch einen großen Einfluss auf sein späteres Leben haben. Zuerst verlebte Klaus Mann allerdings eine recht glückliche Kindheit, die von vielfachen Orts - und vor allem Schulwechseln geprägt war. Sein Potential wurde allerdings bereits früh erkannt: So äußerte sich 1922 Paul Geheeb, Leiter des Internats Schloß Salem in einen Brief an Katja Mann: "žBei ihrem Sohn handelt es sich um einen ungewöhnlich begabten und fein veranlagten Jungen, von dem aber keineswegs sicher steht, wohin seine Begabung ihn führen wird."

Nach dem 1. Weltkrieg war Klaus Mann kurze Zeit als Journalist tätig, gab diese Stellung jedoch bald auf und schrieb das Bühnenwerk "žAnja und Esther". Es wurde 1925 uraufgeführt und zwar in der Besetzung Klaus Mann; Pamela Wedekind, Tochter von Frank Wedekind und seine Verlobte; seine Schwester Erika Mann und deren Mann Gustaf Gründgens. Die Heirat seiner Schwester Erika mit Gustaf Gründgens war für Klaus Mann der Beginn einer langjährigen Freundschaft zu ihm, die bis zu Scheidung Gustaf Gründgens und Erika Manns hielt. Als die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kamen war Klaus Mann einer der ersten deutschen Schriftsteller, die emigrierten. Sein Weg führte ihn zunächst nach Paris, dann durch andere europäische Großstädte. Die meiste Zeit allerdings verbrachte er in Amsterdam, wo er die Exil "“ Zeitschrift "žDie Sammlung" herausbrachte. Außerdem blieb er die ganze Zeit über schriftstellerisch tätig. So entstand zum Beispiel 1936 sein wohl bekanntestes und bestes Werk: "žMephisto "“ Roman einer Karriere". Im September 1938 übersiedelte Klaus Mann dann in die USA und gab erneut eine Exil "“ Zeitschrift heraus, die er "žDecision" nannte, heraus. 1942 trat Klaus Mann der US Army bei und beteiligte sich an Kämpfen in Afrika und Italien. 1945 wurde er im Auftrag einer Armeezeitung nach Deutschland und Österreich zurückgeschickt und blieb nach Kriegsende dort, um beim Wiederaufbau zu helfen. Allerdings hatte er damit nicht viel Erfolg, deshalb entschied er sich nun doch Deutschland zu verlassen, wollte jedoch weiterhin "žliterarisch" auf es einwirken. 1948 überkam Klaus Mann "“ wie schon öfter -eine Lebenskrise, deshalb versuchte er am 11. Juli sich selbst umzubringen, was jedoch misslang. Sein nächster Versuch jedoch misslang nicht. Klaus Mann starb am 21. Juni 1949 in Cannes, Frankreich an einer Überdosis Schlaftabletten.

1.2 Der Roman "žMephisto "“ Roman einer Karriere" wurde von Klaus Mann 1936 im Exil geschrieben. Seine Anregung dazu erhielt von Hermann Kesten (geb. 1900) einem Romancier, Essayisten, Biographen und Lyriker, der bis zu seiner Emigration 1933 nach Amsterdam Herausgeber und Leiter des Kiepenheuer Verlags war.

In einem Brief vom 15. November 1935 an Klaus Mann schreibt Kesten : "ž[...] Um es kurz zu machen, meine ich, Sie sollten den Roman eines homosexuellen Karrieristen im dritten Reich schreiben, und zwar schwebte mir die Figur des von Ihnen künstlerisch [...] schon bedachten Herrn Staatstheaterintendanten Gründgens vor. [...] Keine politischen Darstellungen. Gesellschaftssatire. Satire auf gewisse homosexuelle Figuren. Satire auf den Streber, auf "“ vielleicht "“ viele Arten Streber. Im Ganzen: der Hauptstadt erzählt, wie man Intendant wird." Klaus Mann aber war selbst homosexuell und es erregte ihn ohnehin, dass es bei den deutschen Schriftstellern im Exil durchaus üblich war, Faschismus und Homosexualität in einen Topf zu werfen, um gängige Vorurteile polemisch gegen die Nazis zu nutzen. Deshalb zögerte Klaus Mann, da er keine "žSatire auf gewisse homosexuelle Figuren", wie Kesten es vorgeschlagen hatte, schreiben wollte. Als Alternative unterbreitete er den Vorschlag einen Kleist-Roman zu schreiben, doch der Verlag reagierte mit Skepsis. Das von Kesten eingebrachte Motiv eines Romans hingegen fand im Verlag große Unterstützung, da es einen guten Zeitroman um einen "žKarrieristen" geben würde. Mann entschloss sich, das Buch doch über Gründgens zu schreiben und entschied sich für den Namen Hendrik Höfgen, da das Wort Höfgen "žHöfling" beinhaltet und er somit als Schauspieler und Hofnarr dargestellt werden sollte. So 1936 entstand der Roman in seiner heutigen Form und wurde noch im selben Jahr veröffentlicht.

2. "žMephisto "“ Roman einer Karriere" 2.1 Handlung Hendrik Höfgen ist ein Provinzschauspieler am Hamburger Theater in den 20er Jahren während der Weimarer Republik. Er ist der Star des Ensembles, führt selbst Regie in vielen Stücken und genießt beinahe Narrenfreiheit. Trotz seiner gelegentlichen hysterischen Anfälle schafft er es durch sein "aasiges Lächeln" und durch seinen Ehrgeiz etwas Besseres zu sein als nur ein Provinzschauspieler, sich in die Herzen der Zuschauer zu spielen.Von seiner Beziehung zu Prinzessin "žTebab", einer Schwarzen mit deutschem Vater, darf niemand etwas wissen. Bei ihr lebt er seine masochistischen Tendenzen aus und lernt nebenbei "žTanzen". Durch die Inszenierung von Theophil Marders "žKnorke" lernt Höfgen die Schauspielerin Nicoletta von Niebur kennen und mit ihr ihre beste Freundin Barbara, die zur Premiere kommt. Sie ist die Tochter des einflussreichen Geheimrat Bruckner und sie fasziniert Hendrik durch ihre Reinheit, sie wird sein "žguter Engel". Hendrik beschließt sie zu heiraten und erhält damit Zutritt zu den höheren Kreisen der Gesellschaft. Durch die Vermittlung von Theophil Marder, Geheimrat Bruckner und der unglaublich erfolgreichen Schauspielerin Dora Martin, die er während eines Gastspiels in Hamburg kennengelernt hatte, erhält Höfgen eine Stellung beim "žProfessor", dem Herr über alle Theater in Berlin, und siedelt nach Berlin um. Dort spielt er sich durch seine besondere Darstellung des Mephisto in die Herzen der Zuschauer und erreicht zu Ende der Weimarer Republik eine ungeahnte Popularität. Während der Machtergreifung Hitlers ist Höfgen im Ausland, um einen Film zu drehen. Ihm wird damit die Chance gegeben, ohne Probleme ins Exil zu gehen. Da er sich in "Hamburger-Zeiten" als klar links zu erkennen gegeben hat, ist zu befürchten, dass es ihm in Deutschland in der Zeit des dritten Reiches nicht gut ergehen wird. Deswegen immigriert Höfgen zunächst nach Paris. Dort erhält er einen Brief, indem man ihm zusichert, in Deutschland keine Probleme wegen seiner Vergangenheit zu bekommen, er schließt daraufhin einen "Pakt mit dem Teufel". Der "Pakt mit dem Teufel" ist eine Überschrift im Roman, die anzeigt, dass Hendrik Höfgen einen Pakt mit dem dritten Reich schließt. Er kehrt nach Deutschland zurück. Das hat er Lotte Lindenthal zu verdanken, denn sie hat sich bei ihrem Freund, dem "žFliegergeneral", für ihn einzusetzt. In Deutschland lernt er Lotte Lindenthal persönlich kennen. Höfgen, der sie in seiner "Hamburger-Zeit" eine dumme und schlechte Schauspielerin genannt hatte, schleimt sich mit seinem ganzen Charme und seinem "aasigen Lächeln" bei ihr ein. Er bekommt, mit Hilfe Lotte Lindenthals, wieder die Rolle des Mephisto. Mit ihm erreicht er wieder großen Erfolg und lenkt dadurch von seiner Vergangenheit ab. Er ist inzwischen auch von den Reportern "entdeckt" worden und wird groß gefeiert. Die Lebensgefährtin des Fliegergenerals ist von den Fähigkeiten und dem Charme Höfgens fasziniert, sie möchte ihn gerne ihrem zukünftigen Mann vorstellen.

Während der Pause der "Faust" Vorstellung bittet ihn der Fliegergeneral zu sich und auch er wird von dem Charme und dem "aasigen Lächeln" Höfgens in den Bann gezogen. Höfgen hat es geschafft, er gehört nun zum engeren Freundeskreis des mächtigen "žFliegergenerals". Ihm erzählt er von seiner bolschewistischen Vergangenheit. Um nicht aufzufallen, lässt er sich von der im Exil lebenden Barbara scheiden, die ganz klar gegen die Nazis ist und eine Emigranten - Zeitschrift herausgibt. Außerdem bedient er sich der Macht, um sich Prinzessin Tebab zu entledigen, die er auf diesem Weg in die Emigration zwingt und heiratet Nicoletta von Niebuhr. Da sich Höfgen nicht als Nazi sieht und ein schlechtes Gewissen hat, hilft er "“ als "žRückversicherung" - seinem kommunistischem Freund, Otto Ulrichs, mit dem er ein Revolutionstheater gründen wollte, aus dem KZ und stellt einen jüdischen Sekretär ein. Leider besteht sein Theaterleben nicht nur aus der Rolle Mephisto. Er bekommt die Rolle des Hamlet. Hamlet, bekannterweise kein Bösewicht, macht Höfgen zu schaffen. Er hat Probleme, sich in die Lage des Hamlets zu versetzen und merkt schon vorher, dass er versagen wird. Die Vorstellung wird ein Flop. Von der Presse zwar hoch gejubelt weiß er, dass er gescheitert ist. Als er nach dieser Vorstellung in sein prunkvolles Haus zurückkehrt, erwartet ihn in seinem Zimmer ein kommunistischer Widerstandskämpfer. Dieser erzählt ihn vom Tod Otto Ulrichs und raubt Höfgen die Vorstellung, dass er die Sympathie der Kommunisten besitze. Die harten, aber wahren Worte dieses "Genossen" treffen Höfgen sehr. Nach dem der unbekannte Fremde wieder verschwunden ist, ist Höfgen geschockt und von dessen Worten traurig gestimmt. Er fällt in Selbstmitleid.

2.2 "žMephisto" als Schlüsselroman Klaus Mann hat sich Zeit seines Lebens gegen die Behauptung gewehrt, "žMephisto" sei ein Schlüsselroman. Er betonte immer das die handelnden Figuren ausschließlich Typen und keine Portraits seien. So schrieb er im Juni 1936 in einem Telegramm an die Redaktion des Pariser Tageblattes, die eine Rezension des "žSchlüsselromans" "žMephisto" angekündigt hatte: "žIch bin genötigt, feierlich zu erklären: Mir lag nicht daran, die Geschichte eines bestimmten Menschen zu erzählen, als ich "žMephisto "“ Roman einer Karriere" schrieb. Mir lag daran, einen Typus darzustellen und mit ihm die verschiedenen Milieus (mein Roman spielt keineswegs nur im "žbraunen"), die soziologischen und geistigen Voraussetzungen, die einen solchen Aufstieg erst möglich machen...Mein Mephisto ist nicht dieser oder jener. In ihm fließen vielerlei "žZüge" zusammen. Hier handelt es sich um kein "žPorträt", sondern um einen symbolische Typus "“ der Leser wird beurteilen, ob auch um einen lebensvollen, dichterisch geschauten und gestalteten Menschen ." Andererseits muss man hier gegen Klaus Mann einwenden, dass er erst durch den Brief von Hermann Kesten auf Gründgens gekommen ist. Er also schon bevor er den Roman schrieb auf die Person Gründgens festgelegt war. Darüber hinaus finden sich in dem Werk unglaubliche Ähnlichkeiten mit wirklichen Biographien und Ereignissen, die deutlich machen, dass das Werk eindeutig von realen Vorgängen inspiriert wurde. Das geht soweit, dass die Figur Höfgen bis in kleine Details, wie die Art sich zu kleiden, die Aufregung über die unkorrekte Buchstabierung seines Namens oder Rollen, die er spielte, Gustaf Gründgens gleicht. Wenn man weitere Vergleiche feststellt so merkt man, dass auch andere Figuren von realen Vorbildern inspiriert sind: Die Bruckner Familie: Die Moralvorstellungen und politischen Ansichten von Professor und Barbara Bruckner basieren auf denen von Thomas Mann und seiner Tochter Erika. Thomas Mann (1875 "“ 1955) sah frühzeitig die Gefahr, die die Nationalsozialisten für die Demokratie darstellten und blieb auf Rat von Erika und Klaus Mann 1933 in der Schweiz. Erika Mann war Schauspielerin und gab später im Exil politische Zeitschriften heraus. Sie war von 1926 "“ 29 mit Gründgens verheiratet.

Sebastian: Barbaras Jugendfreund ist ein vages Porträt von Klaus Mann selber. So wie Klaus Mann es von Amsterdam und Paris aus getan hat, arbeitet Sebastian an einer anti-faschistischen Wochenzeitschrift, außerdem wird auf seine erfolgreiche schriftstellerische Tätigkeit angespielt (vgl. "žMephisto", S.88) Nicoletta von Niebuhr: Sie basiert auf verschiedenen Personen, zum einen auf Pamela Wedekind, die Klaus Mann 1927 verlassen hatte um Carl Sternheim zu heiraten und zum anderen auf Marianne Hoppe, die Gründgens wegen der nicht abebbend wollenden Gerüchten um seine Homosexualität 1936 heiratete.

Theophil Marder: Der Autor und Dramaturg Carl Sternheim (1878 "“ 1942), der Satiren auf die Mittelklasse schrieb. Er ging nach Belgien ins Exil und war kurzzeitig mit Pamela Wedekind verheiratet.

Benjamin Pelz: Gottfried Benn (1886 "“ 1956), dt. Lyriker, der kurzzeitig mit dem Nazi - Regime sympathisierte bevor er "žinnerlich emigrierte". Mann schrieb an Benn, dass er befürchte, dass eine allzu große Sympathie zum Irrationalen zu politischem Reaktionismus führen würde. Nach dem Krieg gestand Benn ein, dass Mann die Gefahr, die die Nazis für die Zivilisation darstellten, früher als er erkannt habe.

Caesar von Muck: Hans Johst (1890 "“ 1978), ehemaliger Freund der Mann - Familie und früher einflussreicher Theaterdichter des Expressionismus. Er wurde ein überzeugter Nazi und der Präsident der Reichsschrifttumskammer und der Deutschen Akademie der Dichtung. Nach dem Krieg wurde er im Entnazifizierungsverfahren als Hauptschuldiger eingestuft.

Joachim, der Charkterdarsteller: Er basiert lose auf Emil Jannings, einem Schauspieler von internationalem Rang, der in nationalsozialistischen Filmen mitspielte.

Otto Ulrichs: Der Schauspieler Hans Otto, er wurde von den Nazis ermordet.

Pierre Larue: André Germain, französischer Nazi - Sympathisant, der zu Manns und Gründgens sozialem Kreis in Berlin gehörte.

Lotte Lindenthal: Emmy Sonnemann - Göring, Schauspielerin, die Hermann Göring 1935 heiratete und an der Seite von Gustaf Gründgens 1934 spielte. Mann nutzte die Hochzeit als Anlass um einen offenen Brief an sie zu schreiben, in dem er darauf verwies, dass "ždie Gesellschaft, in die sie hineingeheiratet haben, zwei Menschen hinrichten ließ, eben während sie zur Trauung schritten" Dr. Irig: Herbert Iherig, bedeutender links - gerichteter Theaterkritiker in Berlin während der Weimarer Republik, der Gründgens Leistung in Mann's erstem Stück ("žAnja und Esther") negativ beurteilte, ihn später aber unterstützte. Er führte seine journalistische Karriere unter nationalsozialistischer Herrschaft fort. Später wurde er ein einflussreicher Kritiker in der DDR, weswegen sein Name in der 1956 erschienenen Edition von Mephisto in "žRadig" geändert wurde.

Der Professor: Max Reinhardt (1873 "“ 1943), Berliner Theaterdirektor und Produzent, der 1937 ins Exil ging und Regie in "žMidsummer Night's Dream" in Hollywood führte. Gründgens stand 1928 unter Vertrag in Reinhardts Theater, löste sich aber schnell aus diesem Vertrag, um mit anderen Theatern und Filmgesellschaften zusammenzuarbeiten.

Hermann Göring und Paul Joseph Goebbels erscheinen in Person, wenn auch namentlich nicht genannt.

Kann ein Roman mit so weit reichenden Ähnlichkeiten kein Schlüsselroman sein? Nun zumindest darf man Klaus Mann wohl glauben, dass er hauptsächlich die im Roman angesprochene Problematik Romans deutlich machen wollte und dass der "žMephisto" nicht das "žDokument der Privatrache eines von Ressentiments geschüttelten, blindwütigen Bruders, der die Ehre der Schwester verletzt sieht" , ist.

Man kann den Mephisto nicht ohne die Situation seiner Entstehung beurteilen. Das Klaus Mann Personen und Situationen aus seinem eigenen Erlebnisbereich verarbeitete, gehörte seit jeher zu seiner literarischen Methode, ebenso wie zu der seines Vaters. Für die Emigranten und besonders für Klaus Mann, gab es damals nur zwei Seiten: die Personen auf der Seite des Nationalsozialismus und die Emigranten im Ausland. Klaus Mann betrachtete die Menschen und vor allem die Künstler, die mit dem System sympathisierten, als "žVerräter" und hatte sie "žaufgegeben". Er war in dieser Phase geprägt von einer tiefen Resignation, weil er den Nationalsozialismus schon früh richtig einschätzte und nicht von einer kurzfristigen, sich selbst wieder beseitigenden Strömung ausging. Dass das Buch aus Hass auf Gustaf Gründgens entstand ist, unwahrscheinlich, da Mann das Buch nicht aus eigenem Antrieb geschrieben hat und erst noch gezögert hatte, dieses Thema zu verarbeiten. Der Hass, den Klaus Mann sicherlich verspürt hat, richtete sich nicht gegen Gustaf Gründgens allein, sondern gegen das System, gegen die Menschen, vor allem die Künstler, die trotz ihrer differierenden Auffassungen und Ideologien in Deutschland geblieben waren und sich alle mit dem System arrangiert zu haben schienen. Im Grunde ist es dieser Hass, der dieses Buch so besonders macht, gerade weil Klaus Mann dieses Buch als Zeitzeuge geschrieben hat, schafft er es in einem Hass zu schreiben, der "žden dargestellten Menschen und Dingen Dichtigkeit gibt, Haltbarkeit, eine faszinierende Überwirklichkeit." Abschließend kann man mit Sicherheit sagen, dass der Mephisto nicht Dokument einer "žPrivatrache" ist, sondern eine zeitkritische Darstellung über den Zustand der Intelligenzia im dritten Reich.

2.3 Interpretation Klaus Manns Roman ist Zeitkritik und so muss er auch verstanden werden. Er ist eine Satire und zwar eine Satire auf das nationalsozialistische System und die Menschen "“ insbesondere die Künstler "“ unter seiner Herrschaft. Der "žMephisto" darf nicht so gelesen werden, dass er Thema und Ziel in der Satire privater Auseinandersetzungen sucht. "žNicht biographische Materialien an sich interessieren, sondern ihre künstlerische Stilisierung, ihre Integration in eine sarkastische, an sich repräsentative Figuren entfaltende Zeitkritik." Hendrik Höfgen wird zum Symbol eines Menschen, der trotz seiner hohen Bildung, den "žPakt mit dem Teufel" eingeht, um an sein Ziel zu gelangen. Höfgen verrät seine eigenen Ideale, seinen eigenen Glauben und seine Freunde, um groß und berühmt zu werden. Er bedient sich der Macht und passt sich ihr an, seine "žmenschlichen" Taten, die Rettung von Otto Ulrichs aus dem KZ und die Beschäftigung eines semitischen Sekretärs sind nur "žRückversicherungen" für eine Zeit nach dem Nationalsozialismus, falls es diese geben sollte. Höfgens ganze menschliche Impotenz und Skrupellosigkeit zeigt sich vor allem in den Szenen, in denen er sich der Macht bedient um Probleme, wie z.B. Prinzessin Tebab, zu beseitigen. Seine menschliche Impotenz wird vor allem in der Szene deutlich, als ihm der "žFliegergeneral" vom "žSelbstmord" Otto Ulrichs berichtet, Höfgen zeigt zum erstenmal einen Anflug von Ekel und Fassungslosigkeit und macht sich in der nächsten Sekunde wieder Gedanken um seine eigene Person, indem er spürt, dass er vernichtet wird, sollte er sich noch weiter vorwagen. Wenig später buhlt er wieder um die Gunst der Mächtigen und verflucht Otto Ulrichs ob seiner Dummheit. Otto Ulrichs wird hier zum Symbol für den Widerstand, für die Figur, die ihren Idealen treu bleibt, um sie kämpft und "“ in letzter Konsequenz "“ für sie stirbt. Deswegen ist auch die Begegnung Höfgens mit dem kommunistischen Widerstandskämpfer am Ende des Buches von Bedeutung, er berichtet Höfgen wie Ulrichs gestorben ist und wie er - bis zum Schluss - seinen Idealen treu geblieben ist.

Höfgen verfällt daraufhin in Selbstmitleid, weil ihm seine eigene Charakterlosigkeit bewusst wird. Parallel dazu verläuft seine schauspielerische Laufbahn. Höfgen ist über alle Maßen erfolgreich, er ist der "žSpezialist für elegante Schurken, Mörder im Frack [und] historische Intriganten". Seine Mephisto "“ Rolle macht ihn weltberühmt, doch mehr kann Höfgen nicht leisten. Er ist auf diesen Typus festgelegt, diesen Typus, der laut des "žFliegergenerals" Charakterzug jedes Deutschen ist. Mann setzt hier die Persönlichkeit Höfgens sehr schön mit seiner Fähigkeit, Typen zu verkörpern, parallel. Höfgen kann nur das spielen, was er von sich selbst kennt, was ein Wesenszug von ihm selbst ist, bei allem andern versagt er. Im Buch wird dies durch seine Verkörperung des Hamlet deutlich. Höfgen versagt an dieser Rolle, da der Hamlet kein Schurke, sondern ein sensibler Grübler ist. Höfgen begreift ihn nicht und wird in einem symbolhaften Dialog mit der Figur des Hamlets, von diesem mit dem "žFaust" "“ Zitat: "žDu gleichst dem Geist den du begreifst - nicht mir" zurückgeschmettert. Höfgen muss daraufhin einsehen, dass er nur "žein Affe der Macht und ein Clown zur Zerstreuung der Mörder" ist. Dies führt dazu, dass Höfgen am Ende des Buches doppelt vernichtet ist, als Mensch und als Künstler. Als Mensch ist er vernichtet, weil er durch Otto Ulrichs seine Charakterlosigkeit einsehen muss und als Künstler, weil er den Hamlet nicht darstellen kann, also "“ auch als Künstler - nicht über sich selbst hinauswachsen kann. Klaus Mann hat seine Themen in seinem Roman gut verarbeitet, er hat es geschafft, "ždie Psychologie, der vorbehaltlosen, "žkomödiantischen" gesellschaftlichen Anpassung darzustellen, jene masochistische Hörigkeit, die - nach Klaus Mann "“ die Herrschaft des Faschismus ermöglichte und den Typus des intellektuellen Mitläufers prägt" deutlich zu machen. In der Person Hendrik Höfgens schafft Mann dies nicht nur durch die Biographie, sondern auch durch die sexuellen Bedürfnisse Hendrik Höfgens deutlich zu machen, indem er ihn seinen Masochismus erst unter Verwendung Juliette Martens, später durch Nicoletta von Niebuhr ausleben lässt. Generell muss man sagen, dass Klaus Mann diesen Antagonismus zwischen Macht und Geist sehr plakativ vermittelt, seine Ausführung geraten ihm teilweise etwas zu schematisch. Außerdem ist anzunehmen, dass Klaus Mann aufgrund seiner Situation nicht objektiv schreiben konnte und daher verschiedene Gegebenheiten vermutlich verzerrt wiedergegeben wurden. Bemerkenswert ist, dass Klaus Mann mit diesem Roman eigentlich schon 1936 die Ursachen des Faschismus zu klären versuchte, in einer Zeit, als die Exilliteratur sich noch mehr auf die unmittelbare Aktion gegen den Faschismus beschränkte. Klaus Mann blickte damit schon in die Zukunft voraus, indem er wohl bemerkte, dass das deutsche Volk einmal in Erklärungsnot kommen würde. "žMephisto" ist damit ein wesentliches Dokument der Exilliteratur.

3. Rezeptionsgeschichte 3.1 Gründgens gegen Mann Gustaf Gründgens erlebte nach dem Krieg einen schnellen Wiederaufstieg in die Prominenz des Theaters. Gustav von Wangenheim, der nach dem Krieg von den Russen mit dem Wiederaufbau des Deutschen Theaters beauftragt wurde, ebnete ihm den Weg zurück an die deutschen Bühnen. Über seine Zeit als Nationalsozialist wurde gesagt, dass er "žanti - faschistischen Kämpfer, die von der Gestapo verhaftet wurden, aktiv Hilfe angedeihen ließ." Außerdem äußerten sich viele unter der faschistischen Herrschaft verfolgte Kommunisten und Juden rehabilitierend zu Gunsten Gustaf Gründgens. Den "žMephisto" kannte Gründgens zu diesem Zeitpunkt wohl schon, denn Klaus Mann hatte ihm nach dem Erstdruck ein Freiexemplar zu kommen lassen. Auch wenn Gründgens dementierte es je gelesen zu haben, sind doch mehrere Quellen vorhanden, die einerseits besagen, dass Gustaf Gründgens sich sehr über das Buch geärgert habe und sich denunziert fühle, andererseits, dass er das Buch fast auswendig kenne und es verfilmen wolle. Außerdem soll es ihm völlig egal gewesen sein, ob und wann es in Deutschland erscheine. Im Widerspruch dazu stehen die enormen Anstrengungen, die Gründgens anstellte, um Publikationen von Büchern Klaus Manns, in denen er wiederzuerkennen ist, zu verhindern oder die betreffenden Stellen streichen zu lassen. So geschehen im Streit um die Veröffentlichung von Klaus Manns Autobiographie "žDer Wendepunkt" im Herbst 1951, bei der der Verlag auf Druck Gründgens diverse Stellen streichen oder entschärfen ließ. Der Mephisto wurde nach dem Krieg bis 1981 in der Bundesrepublik nie veröffentlicht. Einen Versuch hatte Klaus Mann vor seinem Tod noch selbst unternommen: Der West - Berliner Verleger Jacobi wollte Manns Werk in West "“ Berlin veröffentlichen, war aber in der Zwischenzeit aufgrund der politischen Verhältnisse nach Bayern übergesiedelt. Er teilte Klaus Mann daraufhin mit, dass es ihn von Bayern aus unmöglich sei, den Mephisto zu veröffentlichen, weil Gustaf Gründgens in der BRD bereits ein zu großes öffentliches Ansehen genieße. Klaus Mann reagierte daraufhin verbittert und es kann nicht ausgeschlossen werden, dass dies mit ein Grund für seinen neun Tage später erfolgten Selbstmord war. Erika Mann, die literarische Nachlassverwalterin von Klaus Mann, versuchte in den folgenden Jahren immer wieder den "žMephisto" bei mehreren Verlagen zu veröffentlichen, wehrte sich aber gegen allzu große Veränderungen am Werk und scheiterte dadurch häufig an der mangelnden Bereitschaft der Verleger das Risiko einer Klage Gustaf Gründgens einzugehen. 1953 bekam Gründgens von Bundespräsident Theodor Heuss das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens verliehen, was ein weiterer Beweis für seine unglaubliche Popularität war. Erika Mann übertrug daraufhin die Rechte am "žMephisto" an den Ost "“ Berliner Aufbau "“ Verlag, der den Roman 1956 veröffentlichte. Allerdings musste auch für diese Edition von Erika Mann eine Änderung hingenommen werden. Der für die Romanfigur "žDr. Ihrig" dienende Theaterkritiker Dr. Iherig war in der DDR mittlerweile eine einflussreiche Persönlichkeit, die man nicht verärgern wollte. Deswegen wurde aus "žDr. Ihrig" "žDr. Radig". Erika Mann versuchte auch in den folgenden Jahren den "žMephisto" in Deutschland bei einem Verlag unterzubringen, doch nach anfänglichem Interesse, zogen sich alle Verleger nach Drohungen Gründgens wieder zurück und ließen sich einschüchtern. Erika Mann verbitterte dies sehr und sie beklagte diese Situation immer wieder bei den Verantwortlichen, indem sie ihnen einen "žunsäglichen Mangel an Zivilcourage, der Deutschland zu dem gemacht hat, was es ist" , vorwarf. Erst im Februar 1963 schlug die Nymphenburger Verlagshandlung auf Anregung ihres Cheflektors, Martin Gregor "“ Dellin, der Familie Mann vor, das Gesamtwerk Klaus Manns herauszugeben und zu betreuen. Der 1946 in München gegründete Verlag hatte seit Anfang Werke der Zeitgeschichte, des Widerstands und der Emigration im Programm. Erika Mann stimmte gerne zu, da zu dieser Zeit nur noch zwei oder drei Bücher ihres Bruders in deutscher Sprache, und diese in verschiedenen Verlagen, auf dem Markt waren. Als erstes wurde der frühe Roman "žAlexander" neu veröffentlicht. Auf dem Schutzumschlag war der "žMephisto" als eines der Werke in Vorbereitung angezeigt. Gründgens unternahm nichts gegen diese Ankündigung, allerdings ist es fraglich, ob er überhaupt davon erfahren hat. Denn wenig später löste er sich von seinem letzten Intendantenposten in Hamburg und trat eine Weltreise an, auf der er, in der Nacht vom 6. auf den 7. Oktober 1963 "“ wie Klaus Mann "“ an einer Überdosis Schlafmittel starb. Der Alleinerbe Gründgens sein 1949 adoptierter Assistent Peter Gorski, beauftragte daraufhin - in Gründgens Namen "“ den Hamburger Rechtsanwalt Biermann "“ Ratjen, gegen eine Herausgabe des "žMephisto" vorzugehen. Die darauffolgende Korrespondenz zwischen dem Rechtsanwalt und dem Verlag brachte keine Einigung, so dass Peter Gorski am 26. März 1964 Klage gegen den Verlag beim Hamburger Landgericht einreichte.

3.2 "žDas Duell der Toten" Bei Beginn des nun folgenden Prozesses, waren beide Kontrahenten bereits verstorben, weswegen die folgenden Prozesse von Marcel Reich - Ranicki als das "žDuell der Toten" bezeichnet wurden. Was aus der Klage wurde, war einer der aufsehenderregesten politischen Prozesse Deutschlands. Peter Gorski begründete seine Klage damit, dass der Roman "ždas Lebensbild Gustaf Gründgens' verzerrt und in einer Weise wiedergebe, die unwahr und dazu geeignet ist, seine Persönlichkeit in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen und daher sein Andenken in der Öffentlichkeit zu verunglimpfen." Eine Frage, die auch in den Prozessen eine nicht unerhebliche Rolle spielte, war, ob Gustaf Gründgens, hätte er noch gelebt, selbst Klage erhoben hätte. Tatsache ist, dass Gründgens sich nie öffentlich zu dem Roman geäußert hatte und was den "žMephisto" betraf immer nur hinter den Kulissen aktiv gewesen war. Zweifellos aber war er sich des Risikos eines Prozesses für seine Person bewusst. Auch fehlte es ihm "žin seiner Überängstlichkeit an Mut und Selbstbewusstsein, um sich einer öffentlichen Auseinandersetzung mit Klaus Manns Roman und der Zeit des dritten Reichs zu stellen." Der Prozess ging letztendlich nicht nur um die Frage, ob Klaus Mann aus blindem Hass einen Schlüsselroman geschrieben hatte, der Gründgens denunzieren sollte, so wie die Ankläger es sahen und gleichzeitig auf Gründgens Verdienste während der Nazi "“ Herrschaft hinwiesen, sondern auch "“ für den Verleger Berthold Spangenberg "“ "žum die Freiheit der Kunst, die Anerkennung der Emigration und ihres literarischen Ausdrucks als gültigen Teil deutscher Vergangenheit" an sich. Damit war es ein politischer Prozess. Das Urteil vor dem Hamburger Landgericht erging am 25. August 1965 und fiel gegen den Kläger Peter Gorski aus; damit durfte der Verlag den Roman verbreiten. Zur Urteilsbegründung wurde gesagt: "žEs ist für die Urteilsfindung nicht von Bedeutung, ob es sich um einen Schlüsselroman handele, denn es läge zweifelsfrei ein Kunstwerk vor, das unter den Schutz des Grundgesetzes falle und der vom Grundgesetz gewährte Schutz der Persönlichkeit reiche nicht über den Tod hinaus." Abschließend begründete das Landgericht sein Urteil dahingehend, dass "žder Roman Mephisto in der ganzen Welt bekannt sei und ein Stück Zeitgeschichte und Dokumentation über die deutsche Emigration darstelle. Es wäre damit mit Art. 5 GG nicht zu vereinbaren, wenn dieses Werk in der Heimat von Klaus Mann und in seinem eigentlichen Sprachgebiet nicht erscheinen dürfte." Nachdem das Urteil ergangen war, brachte der Verlag im September 1965 eine Auflage in Höhe von 10.000 Exemplaren heraus. Als schon der größte Teil der Auflage verkauft war, versuchte Gorski, der inzwischen Berufung eingelegt hatte, durch eine einstweilige Verfügung die Verbreitung des Romans zu verhindern. Das Oberlandesgericht Hamburg erließ daraufhin eine Verfügung, die besagte, dass das Buch "“ bis zu Prozessbeginn - weiter verbreitet werden dürfe, wenn ihm ein Vorwort hinzugefügt werde, das darauf hinweißt, dass "žden Romanfiguren [...] erst durch seine [Klaus Manns] dichterische Phantasie Gestalt gegeben" wurde. Das darauffolgende Urteil des OLG vom 17. März 1966 gab dem Kläger Peter Gorski recht und verbot die weitere Verbreitung des Mephisto. Das Gericht ging davon aus, der Roman sei in erster Linie ein Schlüsselroman, eine "žSchmähschrift in Romanform". Auf das Verbot von "žMephisto" hin ging die Nymphenburger Verlagshandlung Ende 1966 in Revision vor den Bundgerichthof. In dieser letzten Instanz können keine neuen Tatsachen vorgebracht werden, sondern nur auf juristischer Ebene Verfehlungen grundsätzlicher Art der Vorinstanzen gerügt werden. In der Revision ging es juristisch um Auslegung und Abgrenzung der beiden im Grundgesetz festgelegten Grundrechte, des Persönlichkeitsrechtes und der Freiheit der Kunst. Die Revision wurde mit dem Urteil vom 20. März 1968 zurückgewiesen. Das oberste deutsche Gericht bestätigte das Verbot des "žMephisto", weil die Freiheit der Kunst ihre Schranken in der persönlichen Ehre Gründgens' fände. Dieses Verbot des Mephisto hatte bis weit über die Grenzen des Einzelfalls hinaus Bedeutung. Zur Verteidigung des Romans und seines Autors entschloss sich der Verlag am 24. Juli 1968 gegen das Urteil des Bundesgerichtshofes Verfassungsbeschwerde beim Bundesverfassungsgericht einzulegen. Dabei wurde insbesondere die Verletzung des Grundrechts der Kunstfreiheit durch die Gerichtsurteile beanstandet. Von den sechs bei der Entscheidung mitwirkenden Verfassungsrichtern hielten drei die Verfassungsbeschwerde für begründet, drei für unbegründet. Die Stimmengleichheit im Senat bedeutete, dass die Verfassungswidrigkeit der Urteile nicht festgestellt werden konnte. Damit war "žMephisto" in Deutschland verboten und er ist es faktisch auch heute noch. Allerdings wagte es der Rowohlt Verlag 1981 wieder den "žMephisto" zu veröffentlichen. Die Grundlage dafür hatten ein Theaterstück zum Mephisto der französischen Autorin Ariane Mnouchkine und der unglaubliche Erfolg eines illegalen Raubdrucks, der in Deutschland verbreitet wurde, gelegt. Es wurde nicht wieder versucht das Buch zu stoppen und so wurde 25 Jahre nach der Erstveröffentlichung der Mephisto erstmals völlig legal vertrieben.

4. Eigene Meinung Klaus Manns Roman "žMephisto" gehört mit Sicherheit zu einem der bedeutsameren Werken der Exilliteratur während des Nationalsozialismus. Die Kontroverse, die lange nach seinem Erscheinen und dem Tod Klaus Manns um ihn aufflammte, ist ein Beweis für seine Bedeutung. Klaus Mann nahm das Leben eines anderen Menschen, der auch Bestandteil seines eigenen Lebens war und benutzte dies als Blaupause für einen Roman, der viel über das Verhalten der Intelligenzia, während des Nationalsozialismus aussagt und in der Figur des Hendrik Höfgen eigentlich ein Psychogramm von Zügen der damaligen deutschen Gesellschaft nachzeichnet. Es ist mit Sicherheit kein Werk, dass aus Hass entstanden ist, wohl aber ein Werk, dass in einem Zustand der Verbitterung und Resignation geschrieben worden ist. Allerdings muss man sich fragen, was aus dem "žMephisto" geworden wäre, wenn ihn Klaus Mann nicht in diesem Gemütszustand geschrieben hätte. Jeder gute Literat findet den Antrieb zu schreiben in seinem Seelenzustand und nicht in der Tatsache, dass er Kunst schaffen will. Ein Buch wie "žMephisto" kann überhaupt erst durch diesen schöpferischen Hass Klaus Manns leben. Denn wie wären ihm die vielen beißenden Anspielungen oder die bittere Ironie mit der er das Komödienhafte des ganzen Systems darstellt wohl gelungen, wenn er diesen tiefen Hass nicht empfunden hätte. Deswegen darf man den Roman auch nie auf die Hassgefühle zwischen Mann und Gründgens reduzieren, sondern muss den Hass vielmehr auf das Größere - das System - angewendet verstehen, dessen schwarze und brutale Seite Mann mit und durch die Figur Hendrik Höfgens erschafft. Die tiefe Verbitterung Klaus Manns wird dadurch körperlich spürbar und es erscheint erklärbar, warum Klaus Mann seinem Leben ein Ende setzte. Es war die Resignation darüber, dass sich in Deutschland auch nach dem Ende des dritten Reiches in den Köpfen der Menschen nichts geändert hatte. Viele Würdenträger, Richter und Beamte des Nationalsozialismus konnten in ihren Ämtern bleiben, für Klaus Mann hat Deutschland "“ wie aus seinen Tagebüchern hervorgeht "“ nie einen Schlussstrich unter seine Vergangenheit gezogen und völlig von vorne begonnen. Wenn die Deutschen fortan nun auch einer anderen Ideologie anhingen, so blieb ihre "žmenschliche Impotenz" doch nach wie vor vorhanden. Ob Gustaf Gründgens sich in seinem Buch wiedergefunden hat, ist nicht bekannt, dennoch scheint es relativ sicher, dass er es gelesen hat und auch sein Selbstmord könnte die Frage aufwerfen, ob Gustaf Gründgens dies nicht aus Gewissensgründen getan hat und auch deswegen so sehr gegen die Veröffentlichung des "žMephisto" gekämpft hat, weil er sich "“ wenn auch nicht so drastisch "“ mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert sah. Dagegen kann man sagen, dass Gustaf Gründgens zweifelsohne Menschen im dritten Reich geholfen hat und dass Klaus Mann aus einer Situation heraus geschrieben hat, die man bei allen Respekt vor dem großen literarischen Genie Klaus Manns nicht als objektiv bezeichnen kann. Auf alle Fälle ist "žMephisto "“ Roman einer Karriere" ein großes Werk, das wie vielleicht kein anderes die abstoßende Seite eines Systems und einer Gesellschaft demaskiert hat und mit Sicherheit ein Roman ist, der der Öffentlichkeit nicht vorenthalten werden darf.

"Warum schrieb ich meinen Roman "Mephisto"? Statt des Charakters gibt es bei diesem Hendrik Höfgen nur Ehrgeiz, Eitelkeit, Ruhmsucht, Wirkungstrieb. Er ist kein Mensch. Er ist ein Komödiant. Der Komödiant wird zum Exponenten, zum Symbol eines durchaus komödiantischen, zutiefst unwahren, unwirklichen Regimes, der Mime triumphiert im Staat der Lügner und Versteller".

(Klaus Mann zu seinem Werk: "žMephisto "“ Roman einer Karriere") 5. Literaturverzeichnis Klaus Mann, "žMephisto "“ Roman einer Karriere", Rowohlt Verlag, Hamburg 1981 Eberhardt Spangenberg, "žKarriere eines Romans "“ Mephisto, Klaus Mann und Gustaf Gründgens", Rowohlt Verlag, Hamburg 1986 Sabine Colberg, "žDer Mephisto "“ Fall", in: Jura HH "“ Magazin der juristischen Fakultät Hamburg, 2/2002 Kai Petersen, "žGustaf Gründgens "“ Der Schauspieler und die Macht", Quadriga Verlag (Berlin), 1999 Rolf Schneider, "žUnangepaßt", in: Berliner Morgenpost, 21. Mai 1999 Kindlers Literaturlexikon, Kindler Verlag AG, Zürich 1965, Band V Paul Hühnerfeld, "žDas Phänomen der Familie Mann. Gedanken anlässlich zweier neuer Bücher von Klaus und Monika Mann", in: Die Zeit, 25. August 1956 S. Broichhagen, "žUrteil des BVG zu Klaus Manns Mephisto", auf: www.jurisprudentia.de www.zum.de - Zentrale für Unterrichtsmaterialien www.dbs.schule.de - Der Deutsche Bildungsserver www.zs-augsburg.de - Zentralstelle für Computer und Unterricht www.b-o.de - Bildung online! Bildungserver der Verlage Cornelsen, Klett, Schroedel und Westermann www.zil.uni-giessen.de - Zentrum für interdisziplinäre Lernaufgaben